Seiten

Samstag, 26. März 2011

Sudan

Nordafrika – Sudan
 11 Tage Sudan, 50.-60. Reisetag,  15.-25.02.2011
Wadi Halfa
Nach einem ganzen Tag Fahrt über den Nasser-Stausee kommen wir Dienstag vormittags (15.02.) im Sudan in Wadi Halfa (+2 Std zu MEZ; Währung: 1 € = 4,23 SDG; 1 USD = 3,20 SDG) an und es ist merklich wärmer als noch in Ägypten (tagsüber 35-40°C). Das erste Mal, dass die Sonne richtig herunter brennt und wir, ohne uns zu bewegen, das Schwitzen anfangen.J Unsere Personenfähre legt an und nach chaotischen Abladen und Papierkram können wir kurz vor 13 Uhr die Fähre verlassen, um noch eine chaotischere Einreise beim Zoll zu erleben. Wir lernen Mazur kennen, ohne den hier keiner sein Auto von der PKW-Fähre bekommt. Er erledigt den ganzen Papierkram mit dem Carnet, der Registrierung und das Abladen, wenn die Autofähre mit unserem DJ hoffentlich ankommt (für 40 USD 1 PKW und 2 Personen, zzgl. Aliens Registration pro Person 42 USD, Mazur benötigt Passfotos, Kopien der Pässe, Pässe und Carnet). Da voraussichtlich bis zum nächsten Tag Warten aufs Auto angesagt ist, mischen wir uns „unters Volk“ und erleben Wadi Halfa. Ein kleines Nest mit vielen staubigen Sandstraßen, farbenfroh gekleidete „Teefrauen“, ein paar Läden – viel gibt es hier nicht. Wir besteigen zusammen mit den anderen vieren (Andrew, Frank, Louise und Lorraine) den höchsten Berg der „Stadt“ – dauert ganze 10 Minuten ;-) genießen den Ausblick und Einblick in das städtische Treiben, die „Jungs“ spielen dann am Stadtrand mit den Kindern Fußball, anschließend springen wir - um zurück zur Stadt zu kommen - auf ein „Eseltaxi“ (ein Esel mit Hänger, auf dem Fisch transportiert wird – wir stinken danach wie die Hölle, aber es hat richtig Spaß gemacht, zumal ständig einer von uns vieren, beim holprigen Galoppieren vom Wagen geflogen ist und während des Fahrens wieder aufspringen musste), essen abends zu sechst mit den Händen sensationell leckeren frischen Fisch für stolze 1,50 EUR, trinken Tee, unterhalten uns mit Sudanesen und treffen Omer, den wir schon bei Suez getroffen hatten wieder. Wir lassen uns im etwas besseren Hotel Kilopatra (15 SDG pro Person) nieder – wobei keines der Hotels wirklich gut ist und den Namen Hotel verdient. ;-)
Am folgenden Tag (Mittwoch) kommt die Fähre mit unseren Fahrzeugen schon an! Juhe!!! Manchmal kann es wohl auch Donnerstag werden. Doch hier läuft alles nach dem Motto IBM (insha’alla – so Gott will, Bokra – morgen oder irgendwann in der Zukunft, und Malesh – Sorry, Entschuldigung). Die Zeit läuft einfach ein gutes bisschen langsamer. Nachdem wir alle Falafel gefrühstückt haben, gehen die drei Männer mit Mazur in den Hafen, um die Autos in Empfang zu nehmen, wohingegen die Frauen sich die Zeit mit Teetrinken und Kartenspielen vertreiben. Das Abladen des Pontons stellt sich als kleines Problem heraus, denn dieser ist so sehr beladen, dass er viel zu tief im Wasser liegt und nicht daran zu denken wäre, unsere Fahrzeuge herauszufahren. Somit musste erst die ganze Ladung abgeladen werden um an Höhe zu gewinnen. Hier dauert auch das „normale (ineffektive)  Arbeiten“ etwas länger und somit gelingt es uns doch nach 6 Stunden die 4 Fahrzeuge von der Fähre zu bekommen. Maximal gehen wohl nur 5 PKWs auf die Fähre…gut dass derzeit nicht viele Traveller unterwegs sind und wir somit ein Plätzchen bekommen haben. J
Wir verstehen uns mit den vier „Engländern bzw. Schotten“ gut und beschließen alle noch ein bisschen länger zusammen reisen. Am späten Nachmittag können wir dann mit frischen Lebensmitteln bepackt endlich weiterfahren und suchen uns dann 37 km hinter Wadi Halfa mitten in der Wüste ein tolles Plätzchen und kochen gemeinsam zu sechst ein 3-Gänge-Menü bei Vollmond und milden abendlichen Temperaturen (25°C nachts)! Ein Traum! Endlich geht die Sonne auch später unter (19 Uhr) und dafür später auf… so sind unsere Tage am Abend endlich wieder länger!

Durch die Wüste entlang des Nils nach Dongola bis nach Karima/Jebel Barkal

Wir haben am nächsten Tag (Do.17.02) ein lange Fahrt vor uns und daher ist um 6 Uhr aufstehen angesagt, gemeinsam frühstücken und so fahren wir bei Sonnenschein mit unseren 3 Fahrzeugen entlang des Niltals durch die leicht hügelige sandige Landschaft nach Dongola. (Tagesetappe Wadi Halfa über Dongola nach Karima >578 km in 5,5 Std.) Die Straße ist ausgezeichnet (insg. 900 km geteert) – wurde von den Chinesen wohl erst fertiggestellt. Nach genau 4 Stunden kommen wir im staubigen aber äußerst hübschen Dongola an. Geteerte Straßen gehen spätestens jetzt in staubige Pfade über. Der Einkauf ist abenteuerlich, die Leute sehr freundlich, die Stadt unglaublich ursprünglich, einfach und das Alltagsleben scheint wie 100 Jahre nach hinten versetzt. Wir genießen wie häufig Falafel und Tee und beobachten das Treiben um uns herum.. überall Esel, Ziegen, Staub, viele Leute, Handwerksgeschäfte.. (die GPS-Tracks4Africa und Reise-Knowhow Karten könnt ihr alle vergessen – fast alle Straßen sind falsch oder nicht vorhanden – mehrfach durchfragen ist deutlich besser. Dabei sollte man mindestens 3 Leute fragen und die Antworten sollten übereinstimmen, denn die Sudanesen sind zu stolz um zu sagen, dass sie es nicht wissen und erzählen einem einfach irgendwas, nur um zu helfen).
Die Hauptverbindungsstraßen sind so gut, dass wir noch am selben Tag 1,5 Std. weiter durch die Nubische Wüste nach Karima zum Berg „Jebel Barkal“ fahren. Früher glaubte man dass der Berg das Zuhause des Gottes Amun war, der Thron zweier Länder: Ägypten und Nubien. Wir besteigen alle den Berg über die Nord-West-Seite und schaffen es noch zum Sonnenuntergang am Gipfel anzukommen. Der Rundumblick von dort auf den Nil, die Stadt Karima, den Ruinen des Amun- und Mut-Tempels und den königlichen Friedhof mit ca. 20 Pyramiden ist wirklich fantastisch. Auf einer Seite des Berges kann man über Dünen nach unten driften – ein Riesenspaß in Megaschritten den steilen Hang im weichen roten Sand zu gleiten!!! Wir campen wieder mit den Schotten mitten zwischen den Pyramiden – ein traumhafter idyllischer Platz um wild zu campen -  und kochen wieder über offenem Feuer Fleisch, Gemüse und abschließend leckere Schokobananen aus dem Feuer.

Karima/Jebel Barkal mit Stopp in Ed Damer zu den Meroe Pyramiden
Am 4.Tag im Sudan (Fr, 18.02.) geht’s gemeinsam weiter durch die Bayuda-Wüste – ebenfalls auf geteerter Straße. Rundherum nichts außer Wüste, hin und wieder sieht man mal einen Baum oder eine Viehherde. Nach 3 Std. Fahrt machen wir Stopp in der Marktstadt Ed Damer, um unsere Lebensmittel und Wasservorräte wieder aufzustocken. Da heute Freitag ist und somit fast alle in der Moschee sitzen, sind nur wenige Marktbuden besetzt. Dieser Markt war wirklich sehenswert… all das Fleisch hängend mit tausenden Fliegen daran, die alten Gemüsewaagen, wie liebevoll das Obst aufeinandergestapelt wird und die zerfetzten Stofffetzen über den Buden, die vor Sonne und Sand schützen sollen. Tanja und Andrew fragen einen Sudanesen, ob sie Fotos von seinem Stand machen dürfen… innerhalb weniger Minuten sind sie von Sudanesen umringt, die sich fotografieren lassen wollen. Die haben richtig Spaß dran sich ablichten zu lassen und zu posieren… und sie erwarten auch wirklich nichts dafür…. wollen das Bild sehen und lachen mit uns. Es ist scheißeheiß, wir halten uns aber dennoch schon seit Wochen an die „Kleidungsordnung“ arabischer Länder… immer lange Hose und lange Hemden.
Am Nachmittag kommen wir nach 386 km dann bei den Meroe Pyramiden (Royal City) an und folgen einem Tipp von anderen Reisenden, an der Touristpolice vorbei, zwischen den Bergen mit Blick auf die Pyramiden zu kampieren (N16°56.030‘ E033°45.242‘). Das war der bisher beste Wildcampplatz überhaupt. Jesper und Andrew reparieren ein paar Kleinigkeiten an den Autos (unsere vordere Dachträgerplatte muss mit den Boxen fester verschraubt werden), während die Mädls kochen. Es ist richtig heiß (35-40°C), aber es weht ein starker Wind, der einem wie ein Riesenfön ins Gesicht bläst. Keine Moskitos, milde Nacht (26°C), fantastischer Ausblick auf die Pyramiden und so essen wir wieder zu sechst und genießen das Leben und die Ruhe hier allein mitten in der Wüste!
Bei Rührei und Fruchtsalat am nächsten Morgen beschließen wir, hier noch einen Tag zu bleiben und zu relaxen.  Die anderen vier müssen aber weiter, da ihre Kilimandjaro-Besteigung schon fest geplant ist und sie bisl Zeitdruck haben.  Wir verabschieden uns, doch wir werden uns bestimmt in Malawi oder Tansania wiedersehen. An unserem Ruhetag erledigen wir bei 37°C noch viele Kleinigkeiten, wie Moskitonetz flicken, Auto prüfen und auffüllen, aufräumen und dann gönnen wir uns eine Siesta und runden den Tag mit unserem zweiten bayrischen Menü auf dieser Reise ab – es gibt Würstl mit Kraut und Kartoffelbrei, Brezeln und Weißbier! Herrlich!

Meroe Pyramiden nach Khartoum
Nach Sonnenaufgang (So, 20.02.) schauen wir uns an unserem 6.Tag im Sudan die Meroe Pyramiden doch mal aus der Nähe an (Eintritt 20 SDG pro Person). Wir sind wieder die einzigen Besucher und können daher eine tolle Stimmung genießen. Beeindruckend wie die Pyramiden zwischen all den Dünen liegen, der Wind Muster in die Dünen bläst und die Pyramiden tolle Schatten schmeißen. Es ist wieder 37°C heiß und starker Wind treibt uns in jede Ritze Sand. Ständig knirscht es zwischen den Zähnen, in den Ohren sammelt sich Sand und ohne Sonnenbrille reibt man sich ständig Staub aus den Augen.
Wir fahren danach 262 km in gut 3 Stunden über die gute Teerstraße durch die Wüste Richtung Shendi. Die Straße ist stark befahren, vor allem von LKWs und überall am Straßenrand liegen zerfetzte Reifen. Es gibt keine 5 Meter ohne Gummiteile. Zwischendurch liegen Tierkadaver an der Straße, die ersten Tukuls (Rundhütten) und öffentliche Wasserkalabassen sind zu sehen und als wir endlose Felder mit Plastiktüten und Müll sehen, wissen wir: wir sind nun auf dem Weg in eine Großstadt – nach Khartoum. Angekommen in Khartoum schauen wir uns den angeblichen Overlander-Treffpunkt – den Blue Nile Sailing Club an – doch dort ist einfach niemand! Wir fahren zum „neuen“ Treffpunkt vieler Reisender  - ins „Sudan National Camping Reserve“ (N15°31.479‘ E032°34.178‘; 5 SDG pro Person und 5 SDG pro Fahrzeug) im Südosten von Khartoum. Dort sehen wir die Schotten wieder und lernen andere Reisende kennen.

Wir verbringen vier Nächte in Khartoum, da wir einiges an Papierkram erledigen zu haben, wobei wir lernen müssen, dass Bürokratie auch außerhalb Deutschland ganz schön langwierig sein kann. ;-) Wir organisieren so am ersten Tag bei der Äthiopischen Botschaft unser Visa für 2 Monate Äthiopien (man braucht Passfotos und Passkopie, Dauer: innerhalb eines Tages, manchmal auch erst am Folgetag, Kosten 20 USD p.P.), lassen in einer abgefahrenen und abenteuerlichen Toyoto-Werkstatt (Abayezeed Motors N15°35.396‘ E032°31.141‘ > sieht zwar chaotisch aus, aber sind echt fit die Jungs) einen Ölwechsel machen J, wechseln Filter, waschen mal wieder unsere ganzen Klamotten, besorgen Malaria-Notfall-Tabletten und versuchen unser Travelpermit für die Kassala-Region zu bekommen. Angeblich braucht man eine Reisegenehmigung um dort zu reisen. Doch das Vorhaben dieses Papier zu erhalten, stellt sich als schwieriger heraus und vertagen wir auf den Folgetag.  

Wir lernen einen netten Sudanesen kennen, der uns den ganzen Vormittag hilft. Er ist gerade frisch verheiratet,  was man gut an den Henna-Tatoos die seine Hände und Füße schmücken erkennt.  bei Frauen sehen die Henna-Muster ja wirklich hübsch aus, aber bei Männern sieht es nur aus, als seien die Hände komplett in Tinte getaucht ;-) er ist wirklich sehr hilfsbereit und lädt uns in sein Elternhaus ein. Unsere Reise führt uns vom Aliens Departement, zum Human Affairs Departement und und und… Fazit – wir haben immer noch kein Permit. Jeder Beamte schickt uns woanders hin,.. keiner weiß wirklich was… eine ganz heiße Spur bekommen wir noch… angeblich erhalten wir diese Genehmigung recht schnell im Ministry of Tourism. Also auf dahin… doch das Büro ist vor 8 Wochen umgezogen… keiner weiß wohin… das Hinweisschild ist nur in Arabisch geschrieben…aber nach einem Tag Suche sind wir fündig und erhalten kostenlos innerhalb von 15 Minuten unser Fotografie- und Reisegenehmigungspapiere. Geht doch! Hat ja nur 1,5 Tage gedauert  J (Ministry of Tourism > Stadtteil Riyadh) Zudem benötigen wir für die Einreise in Äthiopien ein Empfehlungsschreiben bzw. Garantieschreiben über das Fahrzeug von der Deutschen Botschaft. Das gilt es auch noch zu organisieren und auszudrucken (bekommt man über Email von der Dt. Botschaft in Addis Abeba bei Fr. Werner, Kosten 20  EUR, in Äthiopien in 460 Birr zu zahlen)

Doch neben all den Erledigungen die gemacht werden müssen, haben wir auch viel Freizeitprogramm. Wir fahren zum Mogran Family Park um den Zusammenfluss des Blauen Nils, der im Tana-See in Äthiopien entspringt und des Weißen Nils, der im Viktoriasee entspringt, anzuschauen… doch das ist wirklich nicht spektakulär. Wir besuchen den Souk ed Dinka – ein Markt der in der Nähe eines Toiletten-Second-Hand-Marktes liegt – sensationell. Wer würde von uns schon ein gebrauchtes Klo kaufen? J
hier werden die wildesten Sachen verkauft… unvorstellbar. Wir essen Ful, hocken am Boden und trinken bei einer Teefrau wieder Tee, beobachten das Markttreiben, werden häufig angequatscht, weil wir die einzigen auffallenden Ausländer sind und zu guter letzt schauen wir uns im Stadion ein Fußballspiel an. Wir haben das Glück, dass derzeit der Fußball-Afrika-Cup (African Nations Championship) läuft und – was für ein Zufall – auch im Sudan ausgerichtet wird. J so waren wir zum Halbfinalspiel Tunesien gegen Algerien im Stadion und haben das Fußballspiel mit Elfmeter miterleben dürfen. Wir waren die einzigen „Weißen“ im Stadion und Tanja neben drei „Tee-Frauen“ die einzige Frau! Am Abend haben wir auch noch auf Großleinwand mit vielen Sudanesen das Spiel Sudan gegen Angola mit gefiebert. Leider ist der Sudan im Elfmeterschießen beim letzten Tor raus geflogen und Tunesien wird gegen Angola  im Finale stehen. So schnell wie die enttäuschten Sudanesen hab ich noch nie einen Deutschen nach einem verlorenen Spiel den Fernseher ausschalten sehen…

Am letzten Tag in Khartoum wollen wir uns den größten Kamelmarkt im Sudan anschauen, der am Mittwoch und Sonntag im Westen von Omdurman stattfindet. Wir fragen mal wieder nach dem Weg und lernen den netten Polizisten Abahaua kennen, der gleich bei uns einsteigt und uns den Weg zeigt. Er begleitet uns den ganzen Vormittag. Angekommen am Kamelmarkt sind wir überwältigt. Es ist ein tolles Erlebnis zwischen all den Kamelen, Scheichen, Beduinen und Käufern im Staub der Wüste herumzuschleichen, Kamele angeboten zu bekommen (für Tanja wurden ganze 50 Kamele geboten) und mit einigen Einheimischen zu scherzen. Durch Abahaua bekommen wir auch gleich einen guten Zugang zu Einheimischen, können die Aussicht vom Rücken eines Kamels genießen und tolle Fotos schießen. Anschließend bummeln wir noch durch den weitläufigen Markt in Omdurman, werden dann von unserem Polizisten noch nach Hause eingeladen und wir lernen seine Frau Nesima, sowie die Töchter kennen, die gleich für uns kochen wollen. Die sind alle so lieb und wir lernen wieder viele Wörter arabisch dazu. Sie haben nicht viel, aber zeigen eine Gastfreundlichkeit die uns sehr beeindruckt.  Zurück am Campingplatz findet Jesper einige Jungs zum Fußballspielen. Wir freunden uns mit einem Eritreer an, der uns an einem Abend mit in einen Fußball-Club nimmt. Dort schauen wir mit vielen Männern das Spiel Bayern München gegen Intermailand an. Schon komisch mitten im Sudan gemeinsam mit 100 Sudanesen bei einem Tor für Bayern zu jubeln. Jeder Sudanese kennt bestimmt teilweise mehr Bayernspieler beim Namen als so mancher Münchner.
J
Tanja wird während Jesper Fußball spielt von 20 sudanesischen Studentinnen umzingelt. Sie brennen alle darauf mit ihr zu quatschen und weichen ihr nicht mehr von der Seite. Sie machen derzeit eine Studienreise nach Khartoum und übernachten auch hier auf dem Campingplatz. So kommt es, dass wir abends zusammen mit den Mädls typisch sudanesisch essen und uns Löcher in den Bauch gefragt werden! J


Khartoum über Gedaref nach Kassala und dann über Gedaref nach Gallabat zur sudan./äthiop. Grenze
Nach den ganzen Tagen Khartoum, Papierkram, viel Staub, Hitze, Moskitos und Menschen über Menschen wollen wir nun doch weiter und machen uns am Donnerstag auf nach Kassala. Wir fahren auf der meist gut geteerten Straße durch die Wüste von Khartoum über Wad Medani nach Gedaref (ca. km). Die ebene karge Wüstenlandschaft geht nun in eine Ackerlandschaft mit mehr Bäumen und Büschen über. Riesige Getreidefelder, vereinzelt nur noch einfache Strohhütten, Lehmhäuser-Dörfer der Nomadenstämme Rashaida und Beja (die sehr farbenfroh gekleidet sind), viele Viehherden und Hirten, immer wieder Tierkadaver am Straßenrand, die in der Sonne bestialisch stinken. Es wird immer heißer, die Temperaturen erreichen staubtrockene 45°C. Als wir im Auto fast 50°C erreicht haben, schalten wir doch mal die Klimaanlage an.  ;-) Wir fahren von Gedaref weiter und in der Ferne tauchen die ersten Berge seit langem am Horizont auf. Wir fahren durch viele primitive Vordörfer, die gute Teerstraße bietet nun doch einige Schlaglöcher, sehen viele Windhosen, die noch mehr Staub aufwirbeln und kommen dann nach einer Tagesetappe von 612 km und ca. 8 Std. Fahrzeit in Kassala an. Unsere Reiseerlaubnis für Kassala, für die wir 1,5 Tage Zeit in Khartoum verschwendet haben, brauchen wir bei der Kontrolle doch nicht J na das hat sich ja rentiert! ;-) Hier ist einfach alles willkürlich.
Angeblich soll Kassala ein sehr romantisch schöner Ort am Fuße des Granitgebirges (Taka Mountains), neben der Grenze zu Eritrea sein, wo alle Sudanesen ihre Flitterwochen verbringen. Wir können diesen Charme der Stadt leider nicht spüren … für uns ist Kassala nur heiß, staubig und jeglicher Flair fehlt. Auch das beste Honeymoon-Hotel der Stadt (Hotel Hipton, stolze 83 SDG pro Zimmer pro Nacht) bietet nur getrennte Betten (wer um Gottes Willen will hier seine Flitterwochen verbringen?!?;-)), viele Moskitos und ein äußert ekliges Bad.  Wir sind enttäuscht, denn auch zum Wandern in den Bergen – die wirklich toll aussehen – ist es einfach zu heiß und so beschließen wir noch am Abend bei einem frischen Mangosaft im Internetcafe (das so langsam ist, dass wir 1 Std. benötigen, nur um unsere Emails kurz zu checken und eine Info bekommen, dass unsere Homeoage nach 15 Min. laden doch nicht geöffnet werden kann), dass wir gleich morgen früh weiter zur Grenze nach Äthiopien fahren werden.


Gesagt – getan. Nach 11 Tagen im Sudan fahren wir früher als eigentlich geplant zur äthiopischen Grenze. Wir genießen noch kurz nach 6 Uhr morgens den Sonnenaufgang bei den Taka-Bergen und dann geht’s in 2 Std. von Kassala nach Gedaref. In dieser verträumten Stadt, in der hunderte von alten Vespa-Rollern rumfahren (sind wohl ein Relikt der italienischen Kolonialzeit in Eritrea) frühstücken wir wieder Falafel mit Kichererbsen und Fisch, tanken und müssen unser Botschafts-Empfehlungsschreiben für die Grenze ausdrucken, was sich als gar nicht so leicht herausstellt, in einer Stadt in der alles wie vor 50 Jahren ist und kaum moderne Technik geschweige denn Drucker Einzug erhalten haben. Nach weiteren 2 Stunden Fahrt kommen wir nach Gallabat, wo wir fast die Grenze übersehen hätten und zu weit gefahren sind. Wir haben uns schon gewundert warum so viele Leute auf die Straße laufen und uns anhalten wollen. J Ein Helfer erklärt uns das Ausreiseprozedere. Bei der Security einschreiben, zum Zoll und das Carnet abstempeln, zur Bank und Geld wechseln, zur Immigration die Pässe ausstempeln und dann geht’s in Äthiopien weiter mit der Einreise.  Wir denken, dass es prinzipiell alles recht schnell geht… wir hatten nur wieder das Glück Freitag Mittag an der Grenze anzukommen… und das in einem arabischen Land… das musste ja etwas länger dauern. ;-) Die Pässe werden recht fix ausgestempelt aber beim Customs/Zoll müssen wir bei drückend heißen 45°C Grad im Schatten geschlagene 1,5 Std. warten, bis der Chef, der unser Carnet stempeln darf, nach der Mittagssiesta und dem Moschee-Besuch endlich eintrudelt (Ausreisekosten: Carnet  10 USD). Unser Auto stand in der Sonne und die Temperaturanzeige zeigt ganze 54°C Innentemperatur an. Wir sind wie erschlagen von der Hitze und trudeln so nach 2 Stunden Ausreiseprozess zur Grenze nach Äthiopien, die aus einer einfachen Schnur mit Plastiktüten dran besteht. In Metemma (gleich hinter der Grenzschnur) geht’s dann mit der Einreise in Äthiopien weiter… dazu im nächsten Blog mehr!  Wir freuen uns nun darauf, ein Land zu sehen, das nicht nur arabisch geprägt ist und wir bei dieser Hitze endlich Shorts und T-Shirts bedenkenlos tragen können… und wir freuen uns schon auf das erste kühle Bier, da im Sudan Alkohol verboten war und wir eine Bestrafung mit Peitschenhieben doch nicht riskieren wollten. J


Fazit Sudan:
Land und Leute:
Die Sudanesen sind sehr aufgeschlossen, freundlich und quatschen gerne mit einem. Oft wird uns zu gewunken und zugelacht; wir werden häufig zum essen oder nach Hause eingeladen. Die Frauen sind im Vergleich zu den vorangegangenen arabischen Ländern weniger streng verhüllt und haben viel farbenfrohere Gewänder an. Nach einigen Tagen Sudan können wir sagen, dass der Puls einfach etwas langsamer schlägt, man braucht viel Geduld und Humor, denn man muss häufig warten, keiner kennt sich aus und alles ist bürokratisch. Wir empfinden häufig dass 10 Leute rumsitzen, wovon dann nur einer arbeitet,… und das nur im Schneckentempo… aber bei der Hitze auch verständlich. ;-) wir wollen gar nicht erst wissen wie drückend heiß es hier erst im Sommer ist…
Der Sudan ist kein Land mit vielen klassischen Touristenattraktionen (außer Meroe). Die Attraktion besteht eher im Land/Landschaft selbst und den Menschen an sich – die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Sudanesen, das weite staubige und teilweise sehr einsame Land, die Wüste und die Ursprünglichkeit in der hier noch gelebt wird. Die Sudanesen fühlen sich gleich verantwortlich für einen und helfen wo sie können, meist indem sie gleich ins Auto zusteigen und den Weg zeigen.
Unsere Ängste, dass Dänen bei der Einreise Schwierigkeiten bekommen, ist völlig unbegründet gewesen. Die meisten Sudanesen wissen gar nichts über Dänemark, geschweige denn etwas über die Mohammed-Karrikaturen.  Somit outet sich Jesper nach einer Woche doch als Däne. Wir haben uns die ganze Zeit im Land sicher gefühlt.


Klima und Vegetation: Wir können nur vom Nordsudan sprechen und hier ist die Landschaft von Wüsten geprägt; ständig ist alles sandig und staubig… vielen kleine sandige Hügel, gemischt mit Steinen und hin und wieder tauchen vereinzelt Bäume auf. Entlang des Nils ist es – wie auch in Ägypten – schön saftig grün und man kommt an vielen kleinen Dörfchen/Oasen vorbei. Dennoch ist das größte Land Afrikas sehr dünn besiedelt und wild campen ist ein Genuss, denn man bleibt allein.
kaum Moskitos in den Wüsten, sondern nur um den Nil herum und in Städten, heiß: tagsüber staubtrocken bei 35-45 Grad im Schatten, nachts frischer aber immer noch angenehm warm
Straßen: Hauptverbindungsstraßen im Norden alle ausgezeichnet geteert, viel Müll und Reifenteile an Stadtränden


Statistik: im Sudan gefahren 2.484 km, gesamt gefahren 11.906 km, Dieselkosten in Sudan 1,67 SDG/Liter (ca.0,40 EUR/Liter).

Eure Dänsch und Euer Jesper

Sonntag, 6. März 2011

Aegypten II - endlich in Afrika!

Nordafrika – Ägypten II

Dahab/Sinai durch Suez-Tunnel aufs Festland, durch Kairo entlang der Oasenstraße zur Baharia-Oase
41.-49.Reisetag, 06.-14.02.2011: 17.-25.Tag Egypt
Heute früh morgens in Dahab gestartet, 17 Checkpoints passiert und nach langer Prozedur vor dem Suez-Tunnel kommen wir um 13:59 Uhr auf dem ägyptischen Festland und endlich – geografisch gesehen –  in Afrika an!!!! Nach 7.271 gefahrenen Kilometern, 40 Tagen, 21 Stunden und 59 Minuten sind wir endlich auf dem Kontinent den wir nun durchqueren wollen! J
Wir fahren auf der stark befahrenen Hauptstraße, die uns am Sichersten erscheint direkt nach Kairo. Heute soll es - laut unseren Infos -  in Kairo wieder ruhig sein und der öffentliche Alltag erneut anlaufen. Wir wollen eine Ringstraße in Kairo fahren, um nicht durchs Zentrum fahren zu müssen, da es auf dem Tahrir-Platz noch immer zugeht. Als wir die Ausfahrt verpassen und Richtung Zentrum fahren, legen wir auf einer offiziell 4 spurigen Hauptstraße, aus denen die Ägypter aber Platz sparend doch 6 Spuren gemacht haben, den Rückwärtsgang ein. Langsam bewegen wir uns ca. 800 m rückwärts der richtigen Ausfahrt entgegen! ;-) es halten sogar mehrere Ägypter um zu fragen, ob wir ein Problem haben und sie helfen können – mitunter auch ein Polizist. Als wir unser Problem schildern, hält er uns im Rücken sogar den Verkehr fern, dass wir problemlos zu unserer Ausfahrt kommen. Abenteuerlich! Endlich auf dem Ring zum Stadtteil Gizeh, schnuppern wir doch noch etwas Kairo-Luft. Der Verkehr ist vogelwild, die Transporter abenteuerlich bepackt und viele Ägypter winken uns aus ihren Autos oder sitzend von den Ladeflächen der Pickups lachend entgegen. Wir fahren über die Nilbrücke und genießen den tollen Ausblick auf die grüne Nillandschaft und die Kulisse der Stadt. Wir sehen die Pyramiden von Gizeh und sind für einen Moment enttäuscht, dass wir diese und viele andere Dinge, die wir gern in Kairo gesehen hätten nicht besuchen. Schade! Doch dieses Risiko uns mitten in eine Demonstration zu katapultieren wollen wir nicht eingehen. Die Lage hier ändert sich jetzt in der politischen Umbruchphase doch rasend. Somit genießen wir den Ausblick auf die Pyramiden, fahren vorbei auf die geteerte Oasenstraße durch die Wüste gen Bahariya-Oase. Wir kommen nach über 16 Stunden Fahrt und 908 km völlig erledigt erst kurz vor Mitternacht an und campen in der Stadt El-Bawiti im Ahmed Safari Camp (Camping 50 EGP). Auf der – gefühlt endlos langen gerade tadellos geteerten Straße – begegnen wir gerade mal 5 Fahrzeugen.  Als wir in der grünen Oase ankommen, sehen wir nur Toyotas.. überall nur Toyotas, Traumland aller Toyotas – man meint es zwar nicht, wenn man diese schmutzigen und einfachen Läden sieht, doch man bekommt alle Originalteile. (Im Nachhinein betrachtet haben wir wahrscheinlich genau den richtigen Moment abgepasst um durch Suez und Kairo zu kommen. Kurz drauf, ging das Chaos und die Unruhen in Kairo wieder los)

Bahariya-Oase durch Wüste, weiter zur Weißen Wüste und entlang der Oasenstraße nach Luxor und Ankunft in Assuan
Wir haben uns für die Wüste gerüstet (Lebensmittel, Wasser und einige neue Filter und Ersatzteile für den DJ) und starten heute eine mehrtägige Wüstenetappe.
Juan, den wir in Syrien  kennengelernt haben, hat uns diese Tour empfohlen und GPS-Koordinaten dafür gegeben. Die Tour führt hoch auf ein riesiges Plateau, durch verlassene Wüste und nach 1-2 Tagen Fahrt kommt man auf eine großartige Höhle mit vielen Stallaktiten, um dann nach einem weiteren Tag die Stelle zu finden, an der man vom Hochplateau wieder runter kommt, um dann in die Weißen Wüste zu fahren. Das klang für uns verlockend. Somit verlassen wir durch das Dörfchen El Harra, ein paar wunderschönen Oasen und Feldern die Zivilisation Richtung Hochplateau. Wir finden die Stelle (N28 13.046 E29 06.242) und brauchen bisl Geduld um diesen sandigen Berg hochzukommen. Oben erwartet uns die weite Wüste (ohne Müll und Plastiktüten wie sonst so üblich in Wüsten nahe einer Stadt). Es gibt anfangs nur wenige Fahrzeugspuren und Pisten denen wir folgen, die sich nach ein paar Kilometern gänzlich verlieren. In der Hochsaison fahren bestimmt immer wieder mal ein paar Touren zu dieser Höhle, aber den paar Spuren, die wir finden nach zu urteilen, war es schon lang her, dass da jemand war. Jetzt fahren wir nur nach GPS über Sand und Stein. Die Landschaft wechselt zwischen Feinsandpassagen, Felsabschnitte und ein Gemisch aus allem. Sehr abwechslungsreich und absolut sehenswert! Das ist eine Herausforderung für unser Auto. Zwischen 5 und 50 Stunden-km arbeiten wir uns Richtung Höhle voran. Da wir es heute aber eh nicht mehr schaffen suchen wir uns vor Sonnenuntergang einen schönen Platz, um unser Bushcamp aufzuschlagen, über offenem Feuer zu kochen und die Wärme unseres Lagerfeuers zu genießen.
Ganz alleine in der Wüste aufwachen und frühstücken hat wirklich was Friedliches und Einzigartiges. Bei Sonnenaufgang und frischen 5°C machen wir uns auf den zweiten Wüstentag. Die Wüste verändert sich und ockerfarbener leichter Sand wechselt sich mit Abschnitten, an denen viele schwarze und extrem scharfkantige spitze Steine liegen. Wir fahren die ersten Stunden immer noch nach GPS, da es keine erkennbaren Pisten gibt. In der zweiten Tageshälfte finden wir die ersten aufeinander gestapelten Steine, die als Wegweiser dienen und irgendwann finden wir dann auch eine lang nicht befahrene Piste. Wir kommen zu großen Wanderdünen, die es zu passieren gilt. Jesper weigert sich immer noch Sand aus den Reifen zu lassen und setzt sich einige Male fest. Und nachdem Tanja für Luft ablassen war, muss Jesper alleine buddeln. ;-) Am späten Nachmittag nach vielen Stunden Fahrt und gerade mal 120 zurückgelegten Kilometern erreichen wir endlich die Höhle Djara/El Qaf (N27 24.206 E29 38.263)  – durch einen großen Kreis aus Steinen gekennzeichnet. Unheimlich als einziger in ein großes schwarzes Loch abzusteigen. Eine großartige Höhle mitten in der Wüste - wir sind absolut beeindruckt . Wir erkunden jeden Winkel mit unseren Taschenlampen, raten welche Tierspuren wir so erkennen… und brechen dann auf um unser Nachtlager ein wenig weiter weg nach ca. 163 Tages-km aufzuschlagen. Als wir am Lagerfeuer sitzen, denken wir darüber nach, wie gefährlich so eine Tour doch ohne GPS werden könnte, wenn man sich hier nicht auskennt. Hier war schon ewig kein Mensch mehr und wenn man sich selbst nicht helfen kann, vermodert man hier, denn vorbei kommt bestimmt keiner. Wir treffen ein paar Tage später einen Guide und erzählen ihm von unserer Tour. Er sagte nur, dass er mit seinem Auto diese Tour nie alleine machen würde sondern immer nur mit zwei Fahrzeugen, denn sein Auto sei viel zu alt… er hatte dasselbe Modell wie wir! ;-)

Am nächsten Tag (Mi.09.02.) geht es wieder kurz nach Sonnenaufgang weiter durch die sich verändernde Wüste, vorbei an vielen runden Steinen (
genannt Stone Balls), an den ersten Bäumen, die wir sehen (sammeln ein wenig Feuerholz) und mit viel Schwung durch mehrere Tiefsandpassagen wieder runter vom Plateau (N27 37.869 E28 38.933), vorbei an vielen „Steinmännchen“ um letztlich auf die geteerte Oasenstraße zwischen der Bahariya- und der Farafra-Oase zu stoßen (N27 47.889 E28 32.292). Wir haben nun seit 3 Tagen keine Menschenseele mehr gesehen und am Abend sehen wir bei der Chrystal Dessert beim Cristal Mountain (N27 39.670 E28 25.772) das erste Fahrzeug. Klar kommen jetzt auf der einwandfrei geteerten Oasenstraße auch wieder ein paar Checkpoints.
J Wir fahren noch in die Weiße Wüste um zwischen bizarren Kalksteinformationen wieder alleine und wild zu campen (Tagesetappe 185 km). Wir fanden in der Weißen Wüste wird es endlich mal Zeit unsere Weißwürste mit Hendlmaier Weißwurstsenf und das Weißbier zu unseren traditionell weiß-blauen Servietten zu verköstigen. An dieser Stelle nochmal ein dickes Danke an unsere Freunde, die uns mit mehreren haltbaren bayrischen Menüs ausgestattet haben. Das Mahl bei dieser Kulisse war gigantisch!
Die weiße Wüste beeindruckt uns so sehr, dass wir auch den kommenden Tag hier verweilen. Es sieht alles so unwirklich aus, wie Schneelandschaften. Wir tuckern weiter durch diese Mondlandschaft um nun weiter nach Farafra zu kommen, doch plötzlich müssen wir unseren Aufenthalt ungewollt verlängern… uns reist ein Dachträger aus, der gerichtet werden muss, bevor wir weiterfahren können. Die Wüstentage waren wohl nun doch eine harte Probe! Wir stützen die Dachträger mit vielen Stapeln Bücher und nehmen es mit Humor. Als dann aber während des Arbeitens ein fieser Sandsturm aufkommt, wird es doch sehr ungemütlich… mit Staub in jeder Ritze und einer gerichteten neuen Dachstütze fahren wir weiter (361 km) durch die kleine Farafra-Oase in die hübsche mit Palmen gesäumte Dahkla-Oase nach Al-Rashida ins Beduin-Camp (Camping 50 EGP; offenes WLAN). Nach einigen Tagen fernab der Zivilisation und viel Staub, haben wir eine Waschung nötig und springen in eine der heißen Quellen gleich neben dem Camp, riecht nach Schwefel aber wir sind selig im heißen brodelndem Wasser zu liegen. Wir sind wieder die einzigen Gäste im Camp und somit zaubert der Koch für uns ein tolles ägyptisches Menü von dem was er noch so da hat!
Am nächsten Tag (Fr.,11.02.) wollen wir zur Kharga-Oase, doch uns warnt ein entgegenkommendes Fahrzeug, da dort kürzlich auch Unruhen ausgebrochen sind, bei denen es zu Toten gekommen sein soll. Heute ist auch noch das große Freitagsgebet, nach dem erfahrungsgemäß meist die Demonstrationen stattfinden… ok… Planänderung. Wir passieren einige strenge Checkpoints und Kontrollen, begegnen keinem einzigen Auto und fahren kurz vor der Kharga-Oase wieder in die Wüste um das Zentrum über die Wüste zu umfahren. Nach der Stadt Kharga fahren wir wieder auf die Hauptstraße der Oase und passieren 10 illegale Barrikaden, zusammengestellt aus Schubkarren, Steinen, Reifen, Palmenstämme usw. An vielen Kontrollposten brennt noch irgendwas, aber es sind keine Leute mehr zu sehen. An einem sehen wir schon von weitem viele Jugendliche, die Waffen jeglicher Art bei sich tragen. Sie versperren uns den Weg, wir sind nervös und fühlen uns in diesem Moment sehr unwohl und sind angespannt…verriegeln wieder alles, lassen den Motor laufen und ersten Gang drin, bereit jeden Moment durchzustarten! Doch nach 10 Minuten und vieler Fragen, können wir passieren. Wahrscheinlich wollten sie nur ihre eigene Stadt beschützen, da viele Polizisten abgezogen sind, da sie seit zwei Monaten wohl kein Geld mehr von der Regierung bekommen haben.
Auf dem Weg machen wir noch einen Stopp bei der Sheikh Bashni Tomb (30 km vor Mût). Wir müssen erst den Ghaffir im Dorf finden, dass er uns zu den Grabkammern aufsperrt… doch dass Touristen im Dorf sind, spricht sich hier schnell rum und so kommt der Schlüsselwart im Schlepptau vieler Kinder schon um ums aufzusperren. Das Dörfchen besteht nur aus Lehmhäuschen mit Palmendächern und Hauptfortbewegungsmittel ist – wie überall entlang den Oasen – eindeutig der Esel.
Wir entscheiden spontan, dass wir doch nach Luxor fahren, da es nur 40 km Umweg ist, obwohl wir beide schon mal das komplette Luxor-Programm erlebt hatten. Wir passieren weitere 4 offizielle Kontrollposten und fahren dann am Nil entlang ins Rezeiky Camp (N25 42.683 E32 38.919, Camping 85 EGP, WLAN gegen Gebühr) zentral in Luxor gelegen. Wir laufen am Spätnachmittag durch Luxor und können noch Spuren der Verwüstung von vorangegangen Unruhen sehen. Wir begegnen keinem einzigen Touristen und kommen mit vielen Ägyptern ins Gespräch, da für deren Geschäft die derzeitige Situation im Land eine absolute Katastrophe bedeutet. Keine Touristen – kein Geld. Bei Dunkelheit schaun wir uns den hübsch beleuchteten Luxor-Tempel (Eintritt 50 EGP p.Person) an, scherzen mit Ägyptern, da wir die einzigen Besucher sind und hören dann lautes Autogehupe, das stetig zunimmt. Überall läuten Handys der Ägypter… und schon schreien alle laut heraus „Mubarak finish“! Mubarak ist zurück getreten und in ganz Luxor wird in diesen Minuten die Botschaft weitergetragen und gejubelt. Wir schauen in viele lachende erleichterte Gesichter, registrieren aber auch einige trüb hereinblickende Mienen. Nicht jeder ist glücklich darüber, das konnten wir auch vielen Gesprächen mit Ägyptern entnehmen. Direkt neben unserem Campingplatz wird auf dem Platz aber bis spät in die Nacht laut gefeiert. (Tagesetappe Dahkla – Kharga – Luxor: 521 km)

Am nächsten Morgen (Sa.12.02.)) nutzen wir die Zeit um vor der Weiterfahrt frühmorgens noch mal den Karnak-Tempel  (Eintritt65 EGP p.Person) in Luxor in Ruhe anzuschauen… und in der Tat – wir sind im ganzen Tempel die einzigen Besucher. Vor uns kam grad ein Paar heraus und wir sind nun die zweiten Besucher. Ein Desaster für die Einnahmen, dennoch Glück für uns die Tempelanlage ganz alleine genießen zu können. Unvorstellbar, wer schon mal hier war, weiß wie viele Busse und wie überfüllt es hier normal ist. Unser Auto steht ganz allein auf dem Parkplatz. Total verlassen und einsam… im großen Säulensaal der Tempelanlage sind nur Ägypter, die versuchen den Staub zusammen zukehren, sehr nettes Bild!
J… keine Guides und Schlepper… keine Touristen. Anschließend fahren wir an der Ostseite des Nils entlang runter nach Assuan (286 km). Es macht Spaß dem Alltagstreiben am Nil zu zusehen. Frauen waschen Wäsche im Nil, Männer hocken im Schatten und spielen Backgammon oder trinken Tee, Kinder treiben Esel mit Zuckerrohr nach Hause und viele hocken einfach nur da und schauen. J In Assuan angekommen wollen wir Mr. Salah aufsuchen, der unsere Papiere und Tickets für die Fähre fertig machen wird, doch um 14 Uhr war er schon nicht mehr im Büro…obwohl wir uns für den Nachmittag verabredet hatten… gut wir erleben mal wieder das arabische „komm ich heute nicht, komm ich morgen“.. somit schauen wir uns Assuan an.
Am Sonntag (13.02.) sind wir in Assuan eigentlich nur mit Papierkram und Bürokratie beschäftigt. Wir sitzen sehr früh – wie wieder verabredet - bei Mr. Salah von der Blue Nile Shipping Company (N24°05.949 E32°53.982) im Büro… nur lässt dieser ganz schön lang auf sich warten. ;-) wir teilen uns auf, damit wir alle Erledigungen heute schaffen. Tanja geht in die Sudanesische Botschaft um die Visa für den Sudan zu bekommen (100 USD pro Person, Kontakt Fr. Hager, Dauer 1,5 Std.), Jesper fährt zum Traffic Court (N24°003.693 E32°53.153), wo wir wichtige Unterlagen bekommen, die Hr. Salah und die Tourist-Police morgen benötigen. Wir kaufen unsere Tickets für die Fähre über den Nasser-Stausee in den Sudan (2.Klasse Tickets > schlafen an Deck pro Pers. 322 EGP), und morgen geht’s dann weiter mit Bürokratie und Ausreisekram. Am Nachmittag geraten wir mitten in eine Demonstration… die Polizisten gehen nun auf die Straße weil sie kein Geld mehr bekommen. Am Abend schlendern wir über den Markt und sind wie in den letzten Tagen die einzigen Touristen und trinken Tee bei netten Gesprächen mit Ägyptern. (Campen auf dem Parkplatz des Hotels Sara direkt mit Blick auf den Nil 100 EGP)
Frühmorgens am Montag geht’s dann zur Touristpolice (N24°05.043 E32°54.502). Wir müssen aber erst mal wieder warten… und dann lernen wir weitere „Übersetzer“ kennen. Louise, Andrew (leben in Northern Irland) und Lorraine und Frank (Schottland). Endlich mal ein paar Leute die dieselbe Route wie wir nehmen. Und sie haben geplant ungefähr zur selben Zeit wie wir im Südafrika anzukommen. Die werden wir also öfters wiedersehen. Mr. Josef von der Touristenpolizei fährt mit uns zum Hafen von Assuan (High Dam Port N23°58.223 E32°53.755) und hilft uns sechsen die diversen Posten zur Ausreise zu erledigen. Man braucht Kopien von der Carnetseite, die bei Einreise ein gestempelt wurde, sowie Passbilder und Passkopien. Wir durchlaufen diverse Posten: Fahrzeugkontrolle vom Zoll und von der Polizei, sowie Rückgabe der ägyptischen Nummernschilder, Gebühren-Zahlstelle für die Fährenabwicklung für das Fahrzeug (Kosten für unseren Landcruiser 2.012 EGP), Formulare ausfüllen um dann Visa bzw. Pass ausstempeln zu lassen (Stempel 2 EGP), Customs/Zoll (Kosten 50 EGP), Carnet ausstempeln lassen und gegen 13 Uhr waren wir mit der Bürokratie fertig und einige Dollar leichter… und dann heißt es wieder warten, bis die Fähren bepackt sind und die Fahrzeuge aufgeladen werden können. Unser DJ kommt ja auf die Autofähre, die einen Tag später als die Personenfähre in Wadi Halfa ankommen wird. Am Hafen geht es wild zu… chaotisch verpackte Kisten und Taschen werden in abenteuerlicher Weise auf beide Fähren geladen. Alles liegt durcheinander und der Kapitän bietet uns an Deck ein tolles Plätzchen neben sich vorne am Schiff an, wo wir heute nächtigen werden. wir richten uns ein und warten im Schatten… gegen 17.30 Uhr ist es dann soweit und wir können unsere Fahrzeuge in einem balance-Akt auf die Fähre fahren. Alle Sudanesen und Ägypter weisen kräftig ein – abenteuerlich! Anschließend fahren beide Fähren Richtung Sudan ab! Fahrzeit Personenfähre ca. 15-17 Std. Die anderen vier „Schotten“ haben 1.Klasse Tickets, aber sind die meiste Zeit bei uns an Deck und wir quatschen und essen gemeinsam auf unserer Decke. Wir schlafen dann bei Sternenhimmel in unseren Schlafsäcken zwischen all den Sudanesen und Gepäckstücken an Deck. Gegen 6 Uhr weckt uns netterweise der Kapitän, da wir bald an Abu Simbel vorbeifahren werden. Die Sonne leistet auch ihren Beitrag zu einem unvergesslichen Moment… denn wir fahren kurz nach Sonnenaufgang an den golden angestrahlten Abu Simbel Tempeln vorbei. Das war ein toller Abschluss unserer langen Ägypten-Etappe und wir erreichen gegen 9 Uhr den Hafen von Wadi Halfa im Sudan.
Fazit Ägypten:
Land & Leute:
Wir sind wider Erwarten beide positiv von Ägypten überrascht. Vor allem aber, dass wir die ganze Zeit ohne Bakschisch zu geben klar gekommen sind… ja kaum einer danach gefragt hat.. die Ägypter sind (mit Ausnahme an Touristenorten) äußerst hilfsbereite und freundliche Menschen. Wir haben keinerlei Magenprobleme bekommen, obwohl wir wirklich alles und überall gegessen haben.
wir waren von Anfang bis Ende der Revolution im Lande und konnten doch viele Stimmungen und Meinungen der Einheimischen mitbekommen, den Niedergang Mubaraks der 30 Jahre das Land regierte, miterleben und ein Land ohne Touristen sehen. Mit einer solchen politischen Veränderung gerade in Ägypten haben wir vor unserem Reisestart wirklich nicht gerechnet. Für die Wirtschaft des Landes, insbesondere den Tourismus-Sektor, bedeutet das natürlich enorme Verluste und wir hoffen für das Land, dass der Tourismus schnell wieder anläuft, denn die ausbleibenden Einnahmen bedeuten für viele die Bedrohung der Existenz. Wir sind gespannt, wie es sich in Ägypten nach den Wahlen weiter entwickeln wird.
Klima: wir hatten durchgehend tagsüber Sonnenschein und angenehme 20-24°C und nachts wurde es schon bisl kälter bei 5-9°C. Wie wir finden, die perfekte Jahreszeit fürs Reisen in Ägypten.
Statistik: in Ägypten in 25 Tagen 3.870 km, gesamt in 49 Tagen gefahren 9.422 km, Dieselkosten in Ägypten 1,10 EGP/Liter (ca.0,15 EUR/Liter)
Marsa’alama und bis bald mit den Sudangeschichten!

Dänsche und Jesper