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Donnerstag, 28. April 2011

Kenia I - "Jambo!!"

14 Tage Kenia, 85.-98. Reisetag,  Di. 22.03. bis 04.04.2011
Omorate/Äthiopien über Illeret/Kenia zum Turkana-See
(Kenia: +2 Std zu MEZ, Währung Kenianischer Schilling (KSH)) > 1 EUR = ca. 100 KSH)
Nach unserer letzten Bekanntschaft mit den „zivilen“ äthiopischen Polizisten, fahren wir nun endlich über den Turkana-See nach Kenia. Es ist richtig heiß und staubig und die Piste ist nicht die Beste - aber auch lang nicht so schlecht wie wir erwartet haben. Die Regenzeit hat noch nicht eingesetzt und so durchqueren wir einige trockene Flussbette und stoppen ganz brav in Illeret, um uns bei der Polizei offiziell einzuschreiben, nicht dass es noch heißt wir seien illegal hier! J Lance ist krank und so fahren wir auf direktem Weg durch den Sibiloi Nationalpark – den Turkana-See im Blick – durch Vulkangestein, Geröll und tiefe Fahrrillen zum Koobi Fora base camp (500 KSH) am See. Es ist unerträglich schwül und heiß. Wir organisieren uns frischen Fisch, baden im See (nur war das erwartete „Frisch“ wenig erfrischend sondern heiß)  und wollen einen schönen gemütlichen Abend bei Kerzenschein zu sechst genießen, doch die vielen Mücken machen dieses Vorhaben unmöglich. Es ist so tropisch-feucht – man will sich am liebsten nackig machen – andererseits muss man sich aber mit langen Klamotten vor den tausend Steckmücken schützen! Welcome to Africa!

Turkana-See/Sibiloi-Nationalpark über North Horr nach Marsabit
Am nächsten Morgen fahren William und Lana in eine andere Richtung weiter und wir brechen zusammen mit Lance und Maurice früh auf, um die schlechte Pistenetappe nach Marsabit (369 km in 10 Std. Fahrzeit) bis zum Abend zu schaffen.
Es geht weiter durch den Sibiloi Nationalpark Richtung Parkausgang Allia Bay. Da wir keinen Eintritt gezahlt haben (es war kein Gate im Norden, von woher wir kommen), hoffen wir da drum herum zu kommen. Tiere haben wir im Park so gut wie keine gesehen, der Turkana-See haut uns nicht um und die Straßen tun unserem Auto nicht gut. Für uns hat sich der Park nicht wirklich gelohnt! Wir beschließen zu viert durchs Gate rauszufahren und notfalls doch zu zahlen. Wir warten dort eine kurze Zeit und nachdem keiner kam oder zu sehen war, fahren wir kurzentschlossen offroad um das Gate herum und geben Gas. Wir voraus und die Jungs hinterher. Im Rückspiegel sehen wir dann wie zwei Rancher aus dem Haus rennen, ihre Waffen holen und uns im Affentempo hinterher rennen. Aber jetzt konnten wir auch nicht mehr stoppen. Unser Herz pocht, wir geben Gas und düsen Offroad davon. Nach einer Stunde Fahrt trauen wir uns endlich anzuhalten und quatschen mit den Jungs, was wir jetzt machen und hoffen alle vier, dass da nichts mehr nach kommt, schließlich sind wir jetzt schon über eine Stunde aus dem Park heraus. Aber ganz wohl ist uns allen nicht mehr… wir fühlen uns schlecht, aber hoffen dennoch dass wir ungefunden weiterfahren können. Nach weiteren 30 Minuten schneller Fahrt durch Vulkangeröll, Piste und Sand, fangen wir fast schon an durch zu schnaufen, bis wir aus dem Rückspiegel eine große Sandwolke in rasantem Tempo auf uns zukommen sehen. Diese Speedy-Gonzales-Wolke kommt näher und wir können ein Militärfahrzeug erkennen, das auf der Laderampe mit 12 bewaffneten Militärs beladen ist. Sie überholen Lance und Maurice, sausen an uns vorbei und stellen sich in einer Schnelligkeit quer vor unser Auto. Die 12 Militärs springen vom Auto und reihen sich im Halbkreis um unser Auto auf. Uns wird es echt anders und wir bereuen schon jetzt so nen Schmarrn gemacht zu haben, nehmen uns vor superfreundlich und unwissend zu tun und hoffen dass es recht glimpflich ausgeht. Der Chef dieser echt beängstigend Truppe kommt auf uns zu und begrüßt uns recht freundlich und erklärt, dass wir ein Problem hätten. Wir stellen uns extrem dumm, und er erläutert uns, dass die Parkwächter des Siliboi NPs ihn wohl benachrichtigt haben, dass zwei Wägen als sie die Rancher am Gate gesehen hatten, direkt an ihnen vorbei gerauscht wären. Wir versichern ihnen, dass wir keinen Wächter gesehen hatten. Wir hätten länger gewartet aber als keiner kam, sind wir drum herum gefahren, weil wir etwas in Eile sind, da wir die extrem schlechte Piste bis Marsabit noch vor Einbruch der Dunkelheit schaffen wollen. Lance und Maurice erzählen genau das gleiche und Maurice setzt noch einen drauf, indem er die Júngs fragt wo wir eigentlich grad sind, da wir uns „verfahren“ hätten. Wir wollten um den Park herum fahren und wüssten jetzt nicht mehr wo wir sind. Wir sind alle recht angespannt und gespannt was nun passiert. Er glaubt uns aber unsere Geschichte und die Situation entspannt sich. Wir sollen zurück fahren und den Parkeintritt zahlen. Wir erklären, dass wir aber dann die Piste im Dunkeln fahren müssten und dann einigen wir uns, dass er die Summe entgegen nimmt und den Parkwächtern bringen wird! Oder es wandert in deren Tasche! ;-) So zahlen wir also den Parkeintritt (Gott sei Dank nur für einen Tag 20 USD pro Person und 5 USD pro Pkw; schließlich haben wir die Übernachtung im Park am See verheimlicht und kommen so um weitere 45 USD herum) und sind glücklich dass wir keine Strafe zahlen müssen. Der Chef entschuldigt sich final dann sogar noch für die Unannehmlichkeiten, wir machen ein Foto zusammen mit den Militärmännern und atmen lachend auf. Wir fahren aus Sichtweite der Militärs, halten dann erst mal um uns mit Lance und Maurice erleichtert tot zu lachen. War mal wieder ein Adrenalin-Kick sonders gleichen, eigentlich die dritte „Flucht“ seit wir mit den Jungs unterwegs sind – auch wenn es im Nachhinein betrachtet, äußerst dumm war am Gate vorbei zu fahren… denn wir wissen nun, dass die Rancher am Gate die Freigabe zum Schießen hätten….
Wir düsen weiter über schlechte Piste nach North Horr. Diese kleine Stadt – bestehend aus Holzhütten, die mit bunten Tüchern abgedichtet werden - liegt inmitten von weißen Dünen und Palmen ,.. man hat auf einmal das Gefühl mitten in der Karibik zu sein – hübsch! Doch dieses Bild verabschiedet sich bald wieder als wir weiter nach Marsabit fahren. Die Piste führt größtenteils durch öde Vulkanlandschaft und roter Sand-Geröllpiste. Jeden Meter dieser Piste tut uns unser DJ leid. Auf dieser bescheidenen Piste fällt uns glatt eine Karosserie-Verkleidung über dem Rad ab und die Gepäckträgerhalterungen fangen an zu brechen. Es ist bis 38°C heiß, staubig und wir wollen nur noch ankommen. Kurz vor Sonnenuntergang in Marsabit im Henry’s Camp (300 KSH p.P.) angekommen, genießen wir alle eine heiße Dusche und feiern erst mal unseren überstandenen abenteuerlichen Höllenritt mit einem ausgiebigen Käsefondue und Geschichten mit Lance und Maurice.

Marsabit über Archer’s Post und Isiolo nach Nanyuki (Äquator)
Am nächsten Tag geht’s auf Wellblechpiste und roter Erd-Schotter-Straße weiter durch das „Samburu-Land“ mit all den kurios geschmückt und gekleideten Stämmen, bewaffneten Samburu-Kriegern, vorbei an den ersten wilden Elefanten, die sich uns vors Auto stellen, nach 120 km Qual kommt dann endlich erlösende Teerstraße, weiter nach Nanyuki am Fuße des Mt. Kenia, wo wir uns am Äquator von den Jungs verabschieden und wir ab sofort wieder alleine weiter reisen. Wir bleiben in Nanyuki und lassen uns in der Mountain Rock Lodge nieder (Camping 550 KSH p.P.) um hier am nächsten Tag Angebote für die Mount-Kenia-Besteigung einzuholen.
Wir halten 600 USD pro Person für 4 Tage organisierte Tour für übertrieben und entscheiden uns die Besteigung auf eigene Faust zu organisieren – ohne Guide aber mit zwei Trägern. Wir kommen letztlich an einen Träger der auch offizieller Guide ist und beschließen am nächsten Tag die Tour zu starten (pro Träger 700 KSH also knapp 7 EUR pro Tag). Während Tanja sich auf dem Campingplatz im Grünen in die Touren einliest um zu entscheiden welche Route wir nehmen sollen, passiert es nun doch und wir werden bestohlen!!! Um unser kostbarstes Gut, das wir noch aus Deutschland dabei hatten….
… eine Bande Paviane ist über unsere Heckklappe in Auto eingedrungen und hat uns aus der Lebensmittelbox unsere letzte große Tafel Milka-Schokolade und eine Packung Knäckebrot geklaut. In der Box lag neben der Milka auch noch eine sudanesische Tafel Schokolade… aber der Pavian wusste wohl was gut ist und hat unseren guten deutschen Notfallschatz geklaut! Tanja rennt den Affen zwar noch hinterher, aber die lassen sich nicht beirren und essen frecherweise auch noch direkt vor ihrer Nase die Tafel Schokolade in einem Happs. Anschließend kam noch der Rancher und hat uns gefragt, ob wir heute Nacht die Elefanten, die ins Camp eingebrochen sind, neben unser Auto geschissen und die Bäume beschädigt haben, bemerkt hätten. Hatten wir natürlich nicht!
J Wahrscheinlich auch besser so, denn wir hätten nen Herzkasper bekommen wenn wir nachts die Rüssel direkt neben unserem Dachzelt gesehen hätten! J jetzt sind wir endlich im wilden Afrika angekommen! J
Mt.Kenya Nationalpark
Wir suchen einen Supermarkt auf um uns für 4 Personen für 4 Tage Wanderung mit Lebensmitteln auszustatten. Nach einigen Wochen Sudan und Äthiopien ohne gut ausgestattete Supermärkte war das fast wie Schlaraffenland als wir einen vor 3 Std. neu eröffneten Nakumatt Supermarkt finden. Es gibt Käse in allen Sorten und alles an Gemüse und Obst! Herrlich!!! Wir testen uns durch die ganze Käsetheke! Und so starten wir also am nächsten Tag unsere Mount Kenya-Besteigung auf der Sirimon-Route. Wir verteilen die Lebensmittel inklusive den Kochutensilien auf die Träger. Wir tragen unsere Klamotten und ausreichend Wasser. Vom Sirimon Gate (auf 2.200 m, Nationalparkeintritt pro Person für 3 Tage 150 USD) geht’s auf schlechtem Weg hoch zur Old-Moses-Hütte (auf 3.300 m) von wo aus wir dann weiter zur Shipton’s Hut auf 4.200 m wandern (inkl. Pause 6,5 Std. Gehzeit). Obwohl es Regenzeit ist, haben wir mal wieder Glück mit dem Wetter und genießen die ersten Stunden Sonnenschein. Die letzte Aufstiegsstunde allerdings fängt es erst an zu regnen, ging dann in Hagelschauer und Graubelschauer über. Wir laufen durch eine wunderschöne Landschaft… überall Lobelien! Wir treffen eine Gruppe Dänen, die alle ganz schön fertig sind, einige vor Erschöpfung und Kopfschmerzen heulen und andere sich übergeben. Wir sind deutlich fitter, was mit Sicherheit auch daran liegt, dass wir in Äthiopien auch schon lange auf höheren Lagen waren und einige Berge erklommen hatten. War ein gutes Training! Auf der Hütte angekommen genießen wir wieder bei Sonnenschein den Blick auf die zwei schneebedeckten Spitzen Nelion und Batian! Sobald die Sonne weg ist, wird es empfindlich kalt und wir verdrücken uns gleich nachdem wir gekocht haben in unsere Daunenschlafsäcke in eines der Hochbetten der Hütte. Wir überlegen noch, ob wir gleich in dieser Nacht den Gipfel erstürmen wollen, da wir uns fit fühlen und kaum Kopfschmerzen von der Höhe haben – entscheiden uns aber doch für die vernünftigere Wahl und verbringen den nächsten Tag um uns zu akklimatisieren.
So machen wir nur eine kleine Besteigung eines „Vorberges“ auf 4.600 m Höhe und kommen zurück zum Shipton’s Hut um auf Felsen in der Sonne den restlichen Tag zu genießen und Kraft zu schöpfen. Überall ums Camp herum laufen süße Klippschliefer und eine Art „Bergratten“ herum. Diese Nacht sind wir schlauer und machen uns Wärmflaschen für unsere Füße (mit warmen Wasser gefüllte Wasserflaschen, die wir mit in den Schlafsack nehmen! ;-) )

Mt.Kenya Nationalpark Gipfel Point Lenana und weiter bis nach Nairobi
Und um 2:30 Uhr in der Nacht heißt es dann aufstehen und in Dunkelheit den Gipfel erklimmen. Teilweise war es ganz gut, dass es dunkel war, denn dann hat man nicht gesehen wie lange und steil es nach oben geht. Wir laufen durch Geröll und gefrorene Lava-Asche gen Gipfel. Die letzten 100 Höhenmeter waren hart… zum einen weil der Wind unangenehm kalt bläst, die Finger und Füße anfangen zu frieren und kalt zu werden und zum anderen ein paar Kletterpassagen kommen, die mit kalten Händen und Füßen auf Eis bisl unangenehm waren und hinzu kommt noch die ungewohnte Höhe. Es ist saukalt bei -15°C und wir sind froh genug warme Klamotten dabei zu haben.
Wir kommen kurz vor Sonnenaufgang um 6.30 Uhr auf dem Gipfel Point Lenana an. Es ist herrliches Wetter und der Blick ist fantastisch auch wenn der Wind richtig eisig ist!! Wir genießen es sehr hier oben zu stehen – fast alleine – nur 5 weitere Personen haben den Weg heute nach oben gemacht. Wie mag das wohl am Kilimandscharo ausschauen? Nun haben wir aber Blut geleckt und überlegen ob wir doch noch den Kili oder einen anderen Berg auf dieser Reise besteigen sollen… mal sehen…
Nach kurzer Rast am Gipfel bestreiten wir schon den Abstieg, vorbei an einem Vulkansee, durch eine eingeschneite Schlucht mit tausenden Lobelien zurück zur Shipton’s Hut (3,0 Std.), kurzes Frühstück und aufhuckeln der Rucksäcke und dann weitere 16 km durchs lange Tal im schnellen Schritt runter zur Old-Moses-Hut. Gesamt sind wir heute stramme 28 km gewandert  (800 Höhenmeter nach oben und 1700 Höhenmeter runter). Von dicken dunklen Wolken angetrieben, schaffen wir den Abstieg zum Auto noch vor einem großen Regenguss und fahren gleich nach Nanyuki zurück wo wir unsere Träger zu Hause absetzen.
Es ist noch nicht dunkel und kurz entschlossen, fahren wir gleich anschließend weiter bis nach Nairobi. Leider sollte das wieder ein richtig langer Tag werden… denn wir kommen vor Nairobi in einen chaotischen Stau. Da wir ewig stehen, kommen wir erst bei Dunkelheit in der Stadt an. Der Verkehr ist grausam, kaum Straßenlampen, die Straßenführung verwirrend, tausende Schlaglöcher, jeder fährt bei rot über die Ampeln, dunstig und stickig. Nairobi begrüßt uns nicht im besten Licht und wir sind heilfroh ohne Unfall in der Jungle Junction anzukommen. Da es bereits nach 22 Uhr ist schlafen die meisten Overlander, von denen hier etliche im Garten stehen schon und wir sind auf morgen gespannt, wer hier so zu treffen ist. Wir haben schon das Auto von Lance & Maurice und Lana & William gesehen… lustig dass die alle noch hier sind. ;-)   
                                                                                                                                          
Nairobi
Nach unseren vielen Aktivitäten in der letzten Zeit brauchen wir dringend mal etwas Ruhe… und die gönnen wir uns  im JJ’s (Jungle Junction, Traveller-Treff von Chris, ÜN 400 KSH p.P.) in Nairobi. Hier treffen wir viele Overlander und man kann mal Dinge erledigen wie Auto aufräumen, kostenlos im Internet (WLAN) surfen, über nächste Routenetappe einlesen, mit Reisenden Tipps austauschen, Auto prüfen und putzen, ausgiebig warm duschen, usw. Wir faulenzen und beschäftigen uns so Tag um Tag und ist einfach wunderbar runter zu kommen und erlebtes in Ruhe zu verarbeiten. Wir lernen Verena und Patrik mit ihrem Hanumag und Denise und Roland, die vom Süden wieder in die Schweiz nach oben fahren kennen und die Jungs gehen gleich mal Fleisch zum Grillen kaufen. Nach vielen Wochen ohne Fleisch ist Jesper selig ein großes Steak auf den Grill zu legen!
J einen anderen Tag gehen wir mit den vieren in ein argentinisches All-you-can-eat-Restaurant, wo wir verschieden Fleischarten am Spieß serviert bekommen, bis wir platzen. Huhn, Rind, Schwein, Meerestiere, Fisch, Dik-Dik und Krokodil.
Nach zwei Tagen nichts-Tun müssen wir doch mal zum Aliens department um uns offiziell in Kenia einstempeln zu lassen, da das an der inoffiziellen Grenze am Lake Turkana ohne Grenzposten nicht möglich war. Das geht fix und kostet mal nichts! ;-) Das Carnet kann man bei Chris im JJ’s erledigen.
Tanja wird in der Stadt mal wieder von Kenianern - zwei junge Security-Männer der Nairobi Post - angesprochen. Irgendwie kommen wir mit den beiden ins Gespräch und so ergibt es sich, dass sie uns Nairobi von oben zeigen wollen und schubdiwupp sind wir im Aufzug auf das Dach des 26.Stockwerk-Hochhauses und klettern die letzte Leiter nach oben um Nairobi von James und Livington erklärt zu bekommen.
J wir helfen auf dem Kampf durch die Innenstadt Nairobis die im Rush-Our-Stau zu ersticken droht, noch einem Päärchen ihr Auto anzuschieben. Sie sind sehr dankbar und laden uns gleich zu sich ein und geben uns ihre komplette Adress- und Telefondaten. Schon spannend, was sich manchmal unverhofft alles so ergibt und wen man so kennenlernt.
Am letzten Abend genießen wir mit einigen Overlandern auf dem Campingplatz unsere letzten Wein und Wodka-Vorräte. Und so vergeht ein Tag um den anderen und wir sind von Montag Nacht bis Freitag Mittag hier. Viel länger als wir geplant hatten, aber ich denke hier im JJ’s bleiben die meisten länger als gedacht, da sich fast alle von den Strapazen der letzten vielen Offroadpisten erholen müssen. Einige sind schon eine Woche hier oder noch länger.
 
Nairobi über Narok nach Talek ins Masai Mara National Reserve
Von Nairobi über Narok zum Masai Mara National Reserve sind es nur 247 km und laut Karte soll es auch eine gute geteerte Hauptstraße sein, so dachten wir mit 4-5 Stunden sollten wir gut hinkommen und fahren erst nach Mittag los. Das war sie aber nur die erste Stunde bis kurz nach Nairobi und ab Narok können 150 km ganz ganz schön lang werden. Die Piste ist zwar geteert aber verdient den Namen Straße nicht… tausende von Schlaglöcher, abgerissene Spuren und zig Fahrrillen neben der eigentlichen Straße, lassen vermuten dass hier keiner schnell voran kommt und jeder versucht diese Hauptstraße so gut es geht zu umfahren. Jede Sandpiste ist besser als diese Teerstraße.
J es braut sich ein Gewitter zusammen. Um uns herum wird es schwarz und es fängt an zu dämmern. In jeder Himmelsrichtung blitzt und donnert es. Wir genießen diese tolle Stimmung um uns herum. Es ist dunkel und uns laufen die ersten Tiere vors Auto: ein Elefant, Schakale, Hyänen, Zebras, Gazellen und Gnus. Und das noch weit entfernt vom Nationalpark – das scheint ja vielversprechend zu werden. J   Aber erst mal fängt es auch noch an stark zu regnen… wie typisch für uns fahren wir in die Nacht hinein eine schlechte Piste mit vielen Schlammpassagen bei Regen… scheinbar brauchen wir diesen Kick! ;-) die letzen Kilometer zum Camp in Talek kurz vor dem Park kosten uns jede Aufmerksamkeit. Wir rutschen uns den Weg durch Schlamm, Dunkelheit und müssen dann zu guter letzt noch den Fluss Talek durchfahren um zum Aruba Camping &Lodge zu kommen (ÜN 450 KSH p.P.). die letzten paar Kilometer waren ein Kampf, denn der Regen ging in eine kleine Sturzflut über, die Piste war nicht mehr auszumachen (ohne GPS undenkbar) und wir kämpfen uns durch. Das war mal wieder ein aufregender Ritt – wenn auch mitten in der Nacht (23 Uhr)… aber wir sind heil angekommen. J
Gleich in den frühen Morgenstunden starten wir unsere erste richtige Safari im Masai Mara National Reserve mit unserem eigenen Fahrzeug. (Tickets: 400 KSH für PKW und 60 USD p.P. > gültig für 24 Std. bzw. inoffiziell 2 Tage, da keiner kontrolliert welche Uhrzeit man in den Park kommt). Durch den Regen der letzten Tage ist die Savanne saftig grün und viele Flüsse sind angestiegen, die es zu durchfahren gilt. Ein Fluss sieht recht reissend aus und es ist schwer abzuschätzen wie tief dieser wohl ist. Da er recht breit ist, hilft es auch nicht sich mit einem Stecken vorzutasten… andere Autospuren sind auch nicht zu sehen… also gibt es nur eins: selbst zuerst durch waden. Tanja muss dran glauben, krempelt die Hosenbeine hoch (was nichts gebracht hat, denn das Wasser stand ihr letztlich bis zur Hüfte) und nach kurzem „Tiercheck“ durchläuft sie den Fluss. Freie Fahrt für DJ der sich durch das Wasser bis zur Motorhaube durch den Fluss schlägt. Als wir weiter um die Kurve des Flusses fahren, erblicken wir eine riesige Gruppe Nilpferde. Gut dass wir das erst im Nachhinein gesehen haben, denn Tanja wäre ansonsten nie freiwillig durch den Fluss gelaufen. J
Es gibt unglaublich viele Tiere zu sehen: Gnus, Zebras, riesige Büffelherden, Antilopen, Gazellen, Warzenschweine, Sekretäre, Kronenkraniche, etliche Nilpferde, Krokodile, große Elefantenherden, Hyänen und sogar Löwen. Wir legen uns auf die Lauer und können ein Löwenmännchen mit zwei Weibchen Liebe machen beobachten. J Der Park ist die Verlängerung des Serengeti Nationalparks, der bekannt für seine Artenvielfalt und Tierwanderungen ist. Und daher ist der Masai Mara Park von uns eine absolute Empfehlung – das lohnt sich richtig! Nach 9 Std. Safari reicht es uns dann doch und wir kehren zum Aruba Camp zurück, um uns ein leckeres Hühnchencurry mit Nüssen und Ananas im offenen Feuer zu schmoren. Ein Masai-Mitarbeiter bringt uns eine Ladung Feuerholz und so können wir den ganzen Abend am Feuer unsere weitere Route für die nächste Woche planen.

Masai Mara National Reserve über Sotik nach Kericho
Am zweiten Tag im Masai Mara National Reserve haben wir wieder strahlenden Sonnenschein und durchqueren einige – für uns mittlerweile leichte Flüsse – bis wir zum Fluss Mara kommen. Die letzten Tage hat es ja abends immer kräftig geregnet und somit führt dieser sehr viel Wasser… wir glauben zu viel Wasser für unseren DJ. Wir fahren dennoch am Fluss entlang um evtl. doch eine geeignete Durchquerungsstelle zu finden… doch nachdem wir riesige Nilpferdgruppen und all die Krokodile sehen, beschließen wir diesen Fluss lieber nicht zu durchqueren, um eine Situation im Fluss fest zu stecken und aussteigen zu müssen zu vermeiden…. Das lassen wir lieber mal! ;-)
Während wir aber am Fluss stehen und lange überlegen…werden wir belohnt – wir beobachten wie eine große Herde Zebras auf dem gegenüber liegendem Ufer den breiten Fluss überqueren will. Das Schauspiel dauert recht lang, da die ersten Zebras ganz schnell aus dem Wasser wieder umdrehen…. 10 riesige Krokodile lauern und greifen ein junges Zebra an. Doch final tricksen die Zebras die Krokodile aus und finden weiter vorn eine Flussdurchquerung. Von der großen Zebragruppe wird jedoch ein Junges von den Krokodilen gerissen.
Es macht so richtig Spaß in diesem Park all die vielen Tiere zu beobachten… und man bekommt so viele Möglichkeiten tolle Momente alleine mit der Natur zu erleben. J
 Am frühen Nachmittag haben wir dann bis auf Nashorn und Leopard alles gesehen, was man so sehen kann und wir machen uns auf den Weg nach Eldoret. Nur sind die Pisten mal wieder nicht den Namen Piste wert. Die 200 km werden wir heute wohl nicht schaffen bis es dunkel wird. Am Nachmittag braut sich dann ein heftiges Unwetter zusammen und regnet aus Kübeln… alle Sand-, Gras- und Steinpisten verwandeln sich in eine Schlammschlacht.. eine Rutschpartie durch Moore, Pfützen, Flüsse, tiefe tiefe Fahrrillen und abgerissenen oder gar nicht mehr vorhandene Fahrspuren. Wir rutschen einmal wie die Weltmeister und landen bei Schräglage in einem Graben… DJ kann sich aber raus wuchten. Unsere Servolenkung verabschiedet sich auf dieser heftigen Offroadfahrt… von der Masai Mara bis nach Soiti sind es nur wenige km … dafür brauchen wir aber Stunden. Aber genau damit (schlechte Pisten und Matsch) haben wir ja gerechnet… schließlich sind wir ja zur großen Regenzeit in Kenia und bisher hatten wir dafür sehr viel Glück mit dem Wetter. Tagsüber meist Sonnenschein und bis 30°C warm, nur nachts Regen und die Straßen sind meist für unser Auto kein Problem gewesen… auch wenn wir oft dachten, dass wir den nächsten Fluss oder Schlammfeld nicht packen würden. Bei einer kurzen Regenpause begutachten wir den Schaden am DJ… keine Servoflüssigkeit mehr… also wahrscheinlich Leitung abgerissen oder Leck… naja fehlt jetzt nur noch dass der in den letzten Tagen wieder angerissene Dachgepäckträger abreist! ;-) tut er aber nicht!
J Wir kommen bis nach Kericho und genießen ein 3-Gänge-Menü im Tea Hotel (300 KSH p.P.) um dort anschließend im Hof zu campen.

Kericho bis zur Grenze nach Uganda
Dort gibt es glücklicherweise auch eine Toyoto-Werkstatt wo wir den DJ reparieren lassen, denn Jesper hat schon Muskelkater vor lauter schwergängigem Lenken und dann geht es schon auf Richtung Uganda. Die Ausreise ist einfach und dauert nur 30 Minuten und schon sind wir im nächsten Land… doch wir kommen nach unserer Viktoria-See-Umrundung nochmal zurück nach Kenia um auch die Küstenregion etwas zu erkunden.

Hakuna Matata und bis zum nächsten mal
Dänsch und Jesper

Äthiopien II - der Süden

Äthiopien II
26 Tage Äthiopien, 60.-85. Reisetag,  Fr. 25.02. bis Di. 22.03.2011
Mo. 14.03.2011, 18.Tag Äthiopien bis Di. 22.03.2011, 26.Tag Äthiopien

Lalibella nach Addis Abeba und dann durch den Süden Äthiopiens zur Grenze nach Kenia
Nach unseren ersten 18 Tagen unvergesslicher Erlebnisse in Nord- und Ostäthiopien sind wir gespannt was Zentral- und Südäthiopien zu bieten hat. Nach der Danakil-Depression-Tour mit Magdi und Alex fahren wir noch gemeinsam in einer aufregenden nächtlichen Schlammtortour nach Lalibella. Wir erwarten einen extrem touristischen Ort – sind aber positiv überrascht, dass es halb so schlimm ist und sind beeindruckt von den Felskirchen. Wir schauen uns alle der verschiedenen Kirchengruppen an und dürfen sogar an einer Messe teilnehmen.  Es geht sehr laut und impulsiv zu, die Hälfte der kleinen Kirche singt und trommelt. Wir verbringen nun schon viel mehr Zeit in Äthiopien als geplant und müssen daher ein paar Kilometer reißen und – obwohl es heftig zu regnen anfängt – fahren wir noch abends weiter und campen wild. Die Amharen sind weniger aufdringlich als die Afar, von daher stehen früh als wir aus dem Dachzelt klettern nur wenige Kinder und Erwachsene um unsere Leiter.


Nach einem weiteren Tag Fahrt durch Serpentinen bei Nebel, Sturzfluten und Regen kommen wir im deutlich kühleren Addis Abeba in Wim’s Holland House (N09°00.608’ E038°45.322, 60 Birr p.P.) an.
Wir bleiben 3 Nächte, da wir einiges in der Stadt erledigen müssen, wie das Visa bei der kenianischen Botschaft, Bargeld und die Comesa-Yellow-Card (Versicherung für alle weiteren afrikanischen Länder, ausgenommen Namibia, Botswana und Südafrika) besorgen, Vorräte an Lebensmittel aufstocken, unser Empfehlungsschreiben bei der Dt. Botschaft zahlen und den DJ in einer Werkstatt checken lassen. Dieses Vorhaben dauert länger und kostet mehr als gedacht. Wir finden auf Empfehlung von Wim eine kompetente Toyota Werkstatt (GMC Toyota, Koord. N9 01.682 E38 46.499) – so eine strukturierte Werkstatt sind wir gar nicht mehr gewöhnt. Wir bleiben den ganzen Tag bei unserem Auto während sie erst alles putzen, den Motor reinigen und anfangen die Räder zu demontieren und das Auto zu checken. Unsere Bremsen sind durch, alle Lichter durchgebrannt und ein paar andere Kleinigkeiten. Alles halb so wild… wir lassen es richten und können jetzt wieder unbesorgt auf die schlimmsten Afrika-Pisten-Kilometer zu fahren. Wir lernen bei Wim’s einige Overlander treffen und beschließen mit Lance (Südafrikaner) & Maurice (Holländer) im Landrover und Lana (Usbekin) & Guillaume (Franzose) im Landcruiser weiter zu fahren um gemeinsam die Strecke von Omorate über den Lake Turkana in Kenia einzureisen. Angeblich sollen das die schlimmsten 500 Pistenkilometer in ganz Afrika sein… und wir kommen genau zu Regenzeitstart… so können wir uns im Ernstfall gegenseitig helfen.
Erst einmal fahren wir aber mit unseren drei Fahrzeugen auf belebter Teerstraße zum Lake Langano. Aufgrund des hohen Mineral- und Sodagehaltes gilt dieser See als Bilharziose-frei und Krokodile oder Hippos ward wohl auch nicht gesehen – also auf ins warme Nass! Das wilde Karkaro Camp (160 Birr pro Pkw) liegt wirklich idyllisch und wir genießen einen 26°C warmen Sommertag am See.  Wir bitten einheimische Fischer uns frischen Fisch zu angeln. Gesagt getan… drei Stunden später kommen sie mit dem Boot zurück und präsentieren uns 10 Talapia und eine Schubkarre voll mit Feuerholz! Die Fische müssen noch ausgenommen werden und nachdem sie aufgehört haben zu zappeln, bereiten wir die Fische gemeinsam zu, machen ein großes Lagerfeuer wo wir den Fisch grillen, trinken einige Sun-Downer und genießen dieses fantastischen Platz am See!

Am nächsten Tag (Sa.19.03.) schleppen wir erst mal dan Landcruiser, der im nassen Sand am See feststeckt ab und es geht gemeinsam über das Rastafaria-Dorf Shashamene nach Arba Minch an den Chamo-See im dichtbewachsenen Nechisar Nationalpark. Auf der Fahrt kommen uns hunderte von Eselkarren und Menschenströme entgegen, die alle zum Markt eilen. Die geteerten Straßen gehen wieder in Pisten und Schlaglochstraßen über, die Landschaft wird grüner… viele Bananenplantagen und immer mehr „wilde“ Tiere, die uns vors Auto laufen. Die Jungs im Landrover müssen mehrmals stoppen um Ihre Stoßdämpfergummis zu richten … unsere zwei Toyotas rollen problemlos über die Piste.. Landrover eben! ;-)  bei diesen Reparaturstopps umringen uns in wenigen Sekunden gleich wieder viele Kindern und Erwachsene. Das Betteln wird immer penetranter und geht uns so langsam auf den Nerv! Man kann wirklich nirgends stehen bleiben um auch nur 10 Sekunden in Ruhe zu pinkeln… die hupfen aus jedem Busch.. auch wenn man glaubt ein menschleeres Gebiet gefunden zu haben. Und schreien dann „you you… give me money… give me caramel… pen… usw. Unglaublich!

In Arba-Minch angekommen organisieren wir uns eine Bootsfahrt auf dem Chamo-See zum Krokodilmarkt (1-5 Pers. pro Boot 580 Birr inkl. Guide und Kapitän). Endlich… die ersten Hippos und Krokodile auf unserer Afrikareise! J vorbei an riesigen Krokodilen die sich am Ufer in der Sonne aalen, etlichen Pelikane und nicht wirklich freundlich schauenden Hippos, die unser Boot beäugen. Wir kochen gemeinsam im dichten Wald des Nechisar Nationalparks (20 Birr pro Pkw) und schlafen bei lauten Tiergeräuschen und vielen wilden Affen um uns herum in unseren Dachzelten ein.
Wir fahren relativ schnell weiter gen Süden ins Omo-Valley durch Konso, Woito und Key-After nach Jinka (233 km) und genießen dort ab mittags den sonnigen Tag auf dem Jinka Rocky Campsite (50 Birr p.P.) bei einer Runde Volleyball, kalten Duschen, Lagerfeuer und selbstgekochtem Hühnchen-Curry. Hier ist es gleich einige Grad heißer als im Norden. Auf der Fahrt haben wir eindrückliche Begegnungen mit verschiedenen Stämmen. Die Einheimischen tragen immer weniger Kleidung, sind mit bunten Perlenketten behangen, die Ohrlöcher sind meist richtig schwer „beladen“, so dass große Ohrlöcher durch die man schauen kann zu erkennen sind, manche Frauen tragen eine Art seltsamer bunter Petitcôte-Röcke, die Frisuren werden immer wilder und kreativer, die „Krieger“ des Ari-Stamms tragen Speere und phallischen Stirnschmuck und zeigen hübsche muskulöse freie Oberkörper, die ebenfalls mit Perlenketten und anderen „Behangzeugs“ geschmückt sind, die Kinder machen am Straßenrand auf sich aufmerksam, indem sie wild mit den Beinen klappern, andere machen Handstand und wackeln mit den Füßen . Das sieht so lustig aus!
Wir sechs überlegen recht lang ob wir zu den Mursis wollen oder nicht. Wir haben so viele – meist schlechte – Geschichten über diesen Stamm der Tellerlippenfrauen gehört und sind unsicher. Angeblich sind die Mursi-Stämme geldgierig, wollen Eintritt, Geld für Fotos und sind ab mittags besoffen, da sie dann das eingenommene Geld der Touristen versaufen. Doch unsere Neugier, uns selbst ein Bild davon zu machen treibt uns in den Mago Nationalpark (Eintritt 100 Birr p.P., 30 Birr p.Pkw). Am Eingang des Parks geht die Diskutiererei mit dem Militär wieder los… wir müssen einen bewaffneten Scout mitnehmen… doch keiner von uns hat Interesse wieder einen ins Auto zu setzen. Sie lassen sich nicht ausreden, dass wir ohne Scout fahren können. Also packt Guillaume ihn kurzerhand aufs Dach. Wir lachen alle köstlich und die Äthiopier finden unseren Einfallsreichtum auch sehr lustig (sie wissen ja nicht, dass wir diesen Freiluftplatz (Airbus) gewählt haben, weil wir keinen Stinkebolz in unseren Autos haben wollen). Noch 65 Birr Lohn für den Knaben und dann kanns also losgehen. Im Park meistern wir unsere erste kleine Flussdurchquerung… naja war wohl eher eine riesige Pfütze vom letzten Regen… aber es war dennoch aufregend den DJ auf dieser Reise das erste mal bis zur Motorhaube durchs Wasser zu fahren. J wir fahren an einigen bewaffneten Kriegern der Ari- und Mursi-Stämme vorbei. Wir dachten erst wir sehen nicht richtig… aber die waren völlig nackt und mit weiß-roten Mustern bemalt. Ihr wertvollstes Stück genoss dabei die auffälligste Bemalung. „Unsere“ Jungs sind fast neidisch wie die hier bestückt sind.  Auch manche Kinder waren wie Skelette bemalt und liefen auf riesigen selbstgebauten Stelzen.

HIer am Omo-Fluss haben sich diverse Völkerschaften erhalten, bei denen die Jagd und jährliche rituelle Kriegszüge (häufig auch durch festliche Scheinkämpfe mit Stöcken ersetzt) noch auf der Tagesordnung stehen. Eine besondere Bedeutung besitzt für diese Ethnien die Verschönerung des Körpers. Suma und Karo malen sich mit verschiedenen Tonerden und Pflanzenpigmenten unterschiedliche, teils symbolisch, teils rein dekorative Muster auf den Leib. Galeb und Karo formen ihr Haar mit rotem Ton zu fantastischen Kopfputzen, die Frauen der Hamer gestalten ihre Haare mit Butter und Lehm. Die Mursis sind bekannt für ein System von Schmucknarben, an denen man den Stand in der Gesellschaft erkennt. Besonders auffällig sind die Ohr- und Lippenpflöcke bzw. –teller, die von der Pubertät an die Unterlippe durch das Einsetzen von immer größeren Pflöcken so weit dehnen, dass schließlich eine Tonscheibe von ca. 15 cm Durchmesser in die Unterlippe eingesetzt werden kann (Tellerlippenfrauen). Dafür müssen den Frauen auch die Schneidezähne ausgebrochen werden. Diese Scheiben sind ein Schönheitszeichen, je größer die Teller, desto mehr Ansehen genießt diese Frau. Gruselig für unsereins!
So kommen wir durch viele Dörfer und schließlich halten wir vor einem Mursi-Dorf. Schon kommt das Stammoberhaupt auf uns zu und gibt uns zu verstehen, dass wir pro Person Eintritt (100 Birr) zahlen müssen. Jesper und Maurice ist es das nicht wert und so beschließen wir, dass pro Fahrzeug einer ins Auto zurück und nur einer „pro Team“ zu den Mursis geht. Damit gibt der „Häuptling“ sich aber nicht zufrieden, schließlich stehen wir mit unseren Autos auf „seinem Land“ und sollen zahlen. Wir bleiben hartnäckig. Alle Mitglieder dieses Dorfer – einer auffälliger als der andere „gekleidet“, bemalt und behangen - haben uns so langsam umringt und alle zerren an uns. Wir sollen Fotos machen, aber pro Foto pro Mursi-Mitglied sollen wir zahlen. Es gibt sogar eine Art Rangordnung  - Kinder 2 Birr, Erwachsene Frauen und Männer 3 Birr und Frauen mit Babys 4 Birr. Das ist echt verrückt, was da passiert. Uns vergeht die Lust uns auf dieses Volk einzulassen. Das hat nichts Ursprüngliches mehr, sonder ist extrem kommerziell! Wir Touristen haben dieses Volk versaut und letztlich unglücklich und fertig gemacht. Uns gefällt nicht was hier passiert und beschließen nach wenigen Minuten den Rückzug. Das gefällt den Mursis nicht… sie zerren und hängen sich an uns… das haben wir noch nie erlebt. Da Jesper und Maurice ja keinen Eintritt zahlen wollten (sie waren auch nicht mal am Dorfeingang gestanden und wir sehen auch gar nicht ein zu zahlen) versuchen die männlichen Mitglieder des Stammes unsere Autos am Wegfahren zu hindern. Sie setzen sich auf die Motorhaube, versuchen, die Autos an der Bullbar festzuhalten, hängen sich krampfhaft durchs offene Fenster an Maurice Arm… es gleicht fast einer Flucht, die wir antreten müssen. Wir fühlen uns „fast bedroht“ und die Mursis wollen uns nicht kampflos davon fahren lassen, schließlich wird das sonst ein Nachmittag ohne Alkohol. Doch unsere Autos sind stärker und wir fahren mit quietschenden Reifen davon, obwohl noch immer Mursis an allen Ecken der Fahrzeuge hängen. 
Im Nachhinein wären wir lieber nicht hingefahren. Für die Mursis wäre es das Beste, wenn Sie niemals von Touristen „entdeckt“ worden wären, nie Geld gesehen hätten. Dann würden sie immer noch ihr glückliches Dorf- und Kriegerleben mit all den Sitten und Riten leben ohne geldgierig und anschließend besoffen und unglücklich zu sein und von Touristen angestarrt zu werden. Das hat echt was von Zoo und ist verdammt traurig.


Nichts wie weg von den Mursi-Dörfern und auf durch das Dickicht des Mago Nationalparks. Der Landrover von Lance und Maurice nutzt die normale Schotterpiste um nach Turmi zu kommen (Landrover müssen eben mehr geschont werden anstatt Offroadpisten zu fahren – kultig aber nicht afrika-tauglich ;-) während hingegen unsere zwei Landcruiser den wilden Weg durch den Park wählen. Hier ist es im wahrsten Sinne wild. Schon beim Parkeintritt wünschen uns die Rancher viel Glück! Was das wohl zu bedeuten hat?
Wir erkennen bald, der Regen der letzten Tage hat seine Spuren hinterlassen und so müssen wir häufig Schlammpassagen und Flussbettdurchquerungen passieren. Oft steigen Lana und Tanja aus um das Terrain und die schwierigen Stücke vorher abzugehen. Ohne GPS wären wir komplett aufgeschmissen gewesen, denn hier hat sich schon lange kein Auto mehr durchgeschlagen.  Die Vegetation ist extrem dicht und verwuchert, von Piste kann nicht die Rede sein, so kämpft sich unser DJ durch Dornengebüsche und hat sich leider auch ganz viele afrikanische Schmucknarben zugezogen. ;-)


Nach der langen Fahrt durch die Hitze des Parks (ca. 40 Grad), passieren wir noch ein paar Dörfer mit vielen nackigen Kindern des Volkes Karo, sehen etliche 4-5 Meterhohe Termitenhügel und kommen völlig erschöpft kurz vor Dämmerung in Turmi an, wo die Landrover-Crew schon mit kalten Bier auf uns wartet! Da stört es uns beim Duschen gar nicht, dass wir die Duschkabine mit viel Krabbelgetier, Spinnen und Mücken teilen müssen.
Auch beim Pasta kochen müssen wir aufpassen, dass nicht eine ungewollte Fleischbeilage in den Topf fliegt!. Es lebt! 

An unserem letzten Äthiopientag (Tag 26, Di. 22.03) fahren wir durch Turmi an all den lustig aussehenden Hamer-Stämmen vorbei nach Omorate, wo wir unsere Pässe offiziell ausstempeln lassen. Das Carnet kann man hier aber nicht ausstempeln, da dieser Grenzübergang (am Turkana-See) kein wirklicher ist. Es ist drückend schwül und 35°C heiß, so dass wir unser Vorhaben die letzten äthiopischen Birr in ein paar Bier für unsere nächste Etappe zu investieren, nach vergeblichen 2-Stunden-Suche, streichen. Lance und Maurice richten mal wieder den Stoßdämpfergummi und dann geht’s los auf die angeblich schlechteste Piste Afrikas, die es zu Regenzeit wohl nicht zu passieren gilt… 2 Stunden Offroad-Piste Richtung Turkana-See nach Kenia.

Wir durchfahren einige trockene Flussbette und können uns gut vorstellen, dass bei Regen die Durchquerung sehr schwer oder gar unmöglich sein könnte. Doch wir haben großes Glück mit dem Wetter… zum Bedauern von Jesper. Er hatte sich schon auf eine Schlammschlacht gefreut und nun bleibt das Autobergen und schweißnasses dreckiges Ausgraben der Autos aus….  wir kommen an einigen Dörfern vorbei, wo uns alle Kinder winken und hinterher rennen.  Das kennen wir bereits gut! 5 km vor der geografischen Grenze zu Kenia wundern wir uns allerdings, warum uns auch bewaffnete Erwachsene hinterherlaufen. Aber nach 4 Wochen Äthiopien sind wir schon etwas abgestumpft und gewohnt, dass uns viele hinterherlaufen, uns stoppen und dann Geld wollen. Somit geben Lance und Maurice als erstes Auto einfach Gas und wir hinterher… vorbei zwischen den Rundhütten, weiter durch die Wüste… und sehen im Rückspiegel Lana und Guillaume bei den Hütten halten. Uns rennen weiterhin bewaffnete bunt angezogene Männer in Jogginghosen hinterher. Im Nachhinein – als wir doch zurückfahren um zu schauen was mit den beiden ist – stellt sich eine der Hütten als Polizeistation heraus, die für uns nicht als Polizeistation erkenntlich war, da das Hinweisschild auf amharisch für uns schlecht zu lesen ist und die Leute einfach nicht wie Polizisten aussahen. Der Polizeichef ist wegen unseres Weiterfahrens extrem schlecht gelaunt und lässt uns in einer Hütte erst mal schmoren. Nachdem wir uns zum zigmale Entschuldigen und erklären „wir können unsere Vergehen gerne 10 Jahre hier im Dorf absitzen“ erhellt sich die Stimmung etwas im Raum. Und als Lance ihm per Schulterschlag (hier schlagen sich die Äthiopier zur Begrüßung immer die rechten Schultern aneinander) um Entschuldigung bittet, entzerrt sich die Situation und wir können nach unserer Passkontrolle mit großem Gelächter weiterfahren. Wir sehen auf dem GPS dass wir nach 5 Km Äthiopien verlassen und nun in Kenia sind (Grenzposten vergeblich).

Fazit Äthiopien:
Wetter und Landschaft:
im Norden sind wir zu einer sehr heißen Zeit und obwohl wir uns wochenlang auf einer Höhe zwischen 2.000 und 4.000 Höhenmeter befinden, ist es sehr warm. Durch die vielen Pässe und ständigen Höhenunterschiede schwanken die Temperaturen zwischen 18 und 35°C. In der Danakil-Ebene und im Süden ist es dann noch heißer (niedrigere Höhenlage) und wir erreichen Temperaturen bis zu tropischen heißen 40°C. Die extrem unterschiedliche und abwechslungsreiche Landschaft hat uns sehr beeindruckt. Das Land ist sehr fruchtbar. Der Ostafrikanische Grabenbruch mit den Vulkanen und Seen zieht sich durchs ganze Land.

Land und Leute: alle noch so kleinen Kinder müssen mit anpacken und schleppen echt schwer. Wir sehen sogar 3–Jährige mit 1-Jährigen Kindern auf dem Rücken. In jedem Dorf sind etliche Schulen und Frischwasserbrunnen. Überall laufen Kinder in Schuluniformen oder schleppen gelbe Wasserkanister.
Alle Kinder haben leider auch gelernt, dass „weiß sein“ gleich „reich sein“ bedeutet und alle Weiße geben einem was. Dementsprechend halten alle Kinder die Hand auf und schreien lautstark „you you, give me…pen, birr, money, plastic, caramel…“ und rennen neben dem Auto her.  Es wird unglaublich viel gebettelt und für alles wird Geld verlangt (selbst als wir an einem öffentlichen Brunnen unser Wasser auffüllen wollen). Häufig schreien die Kinder „Heiland Heiland“. Mei… wir sind zwar weiß aber der Heiland dann auch nicht! ;-) wir erinnern uns, dass Heiland eine Wassermarke ist. Die Kinder wollen somit Plastikwasserflaschen… die können sie entweder zweckentfremden oder für ein paar Birr weiterverkaufen.
Man schwankt hier im Land häufig zwischen Mitleid und Verärgerung  und kämpft mit einem inneren Zwiespalt. Kann man helfen oder nicht?! Das ständige Handaufhalten ist letztlich das erlernte Verhalten, das durch alle Hilfsorganisationen oder Touristen die ihr Gewissen erleichtern wollen und großzügig Kugelschreiber und Karamell sowie Geld verteilen, überhaupt erst auftreten konnte. Wir glauben nicht, dass das dem Land immer nur Gutes bringt. Die Leute verlernen das Arbeiten und verlassen sich darauf alles von „weißen“ geschenkt zu bekommen oder mit Betteln das Leben zu bestreiten. Äthiopien ist landschaftlich gesehen für uns das (bis jetzt) absolute Highlight, nur wissen die Leute dieses fruchtbare Land nicht zu nutzen.
Wir hören viele Horrorgeschichten mit steinwerfenden Kindern und sind anfangs sehr besorgt, dass uns ein Stein in eine Scheibe knallt. Nach 4 Wochen Äthiopien konnten wir uns selbst überzeugen. Es gibt sie, aber man sollte sich nicht verrückt machen. Die wenigsten schmeißen Steine, sondern winken einem zu. So werden wir nur einmal richtig getroffen – ohne großen Schaden.
 Statistik: in Äthiopien gefahren 3.931 km, gesamt gefahren 15.837 km, Dieselkosten in Äthiopien 14Birr/Liter (ca.0,50 EUR/Liter)

Donnerstag, 7. April 2011

Äthiopien Teil I - der Norden und Osten

Nordafrika – Äthiopien
26 Tage Äthiopien, 60.-85. Reisetag,  Fr. 25.02. bis Di. 22.03.2011
Grenze Gallabat/Sudan - Metemma/Äthiopien bis nach Gonder(Äthiopien: +2 Std zu MEZ, Währung Äthiopischer Birr (ETB) > 1 EUR = ca. 22,30 ETB, 1 USD = 18 ETB)
Bei 45°C im Schatten und noch von der Ausreise aus dem Sudan ermüdet, fahren wir nun also ein paar Meter weiter nach Metemma  in Äthiopien um das Einreiseprozedere hier zu erledigen. Wir müssen bis 15 Uhr warten… ist mal wieder Mittagspause! ;-) bei der Immigrations Pass einstempeln lassen (Visa in Khartoum für 20 USD p.P. besorgt), dann zum Customs und das Carnet stempeln (10 USD) und Zollerklärung unserer Wertgegenstände machen. Glücklicherweise haben wir das Empfehlungsschreiben der Dt. Botschaft von Addis Abeba ausgedruckt dabei… ohne das kommt man hier nicht weiter. Die setzen einen in ein Taxi und man muss mehrere Stunden dieses Dokument beschaffen, wenn man es nicht hat. Der Zoll und die Polizei kontrollieren noch unseren DJ und wollen unsere Chassis-Nummer und die Motorenblocknummer prüfen. Wir zeigen ganz brav die Chassis-Nummer, nur unsere Motorblocknummer… wo war die noch gleich? Nachdem wir zu viert unter der Motorhaube liegen und sie nicht finden, will er uns nicht einreisen lassen… es könnte ja ein falscher Motor sein… alles klar… nach langem Bequatschen in der brütenden Hitze, heißt es dann doch nach 1 Stunde Einreiseprozedere – Willkommen und gute Fahrt in Äthiopien! J
Schon bei den ersten Metern Fahrt fällt uns ein Riesenunterschied zum Sudan auf… hier in Äthiopien laufen alle Einwohner… immer und egal wohin…Hauptsache laufen.. wir fragen uns „wo laufen die alle hin?“ so viel gibt es hier doch nicht – ganze Volkswanderungen beobachten wir. Auch die Landschaft ist wie ausgewechselt. Vom ebenen kargen Sudan starten wir in 700 m und schrauben uns ratzfatz auf über 2.000 Höhenmeter. Eine ganz andere Landschaft, grüner, mehr Bäume, Berge; die Rundhütten aus dem Sudan verändert sich jetzt in rechteckige einfache Hütten, gebaut aus Ästen und mit Wellblechdach gedeckt; manche Hütten sind teilweise noch mit Schlamm und Lehm verkleidet. Die Hütten stehen immer direkt an der Straße, so dass vorbeifahrende Autos alles richtig einstauben;  wir können wieder Straßenschilder lesen… Frauen sind nicht mehr verschleiert, wieder mehr Kirchen und weniger Moscheen. Zudem fällt uns auf, dass es hier kurz vor Dörfern oder Städten keinen Müll gibt – im Vergleich zu allen Länder vorher, wo die Plastiktüten am Straßenrand eine Stadt angekündigt haben. Hier in Äthiopien wird so ziemlich jeder Abfall verwertet; es ist zwar unglaublich einfach und staubig, aber nie dreckig oder vermüllt. Es gibt viele Felder, das Land scheint unglaublich fruchtbar zu sein. Überall sind Kinder – und hier sehen wir mal wieder wie gut es Kinder bei uns zuhause haben – die können noch Kinder sein. Hier sehen wir ständig Burschen, die Vieh hüten oder am Acker mithelfen, kleine Mädchen, die schon riesige Bündel Holz oder Wasserkanister auf dem Kopf von A nach B lange Strecken schleppen. Jedes Kind hier arbeitet.
Unser erstes Ziel ist Gonder. Auf dem Weg dahin (gute Teerstraße) erleben wir das klassische Straßenbild in Äthiopien. Auf der Straße sind wir, neben ein paar wenigen LKWs, das einzige Privatfahrzeug. Der normale Äthiopier hat kein Auto. Neben der Straße und auf der Straße laufen hunderte von Menschen. Die Männer haben alle ein weißes dickes Tuch als Umhang umgeschmissen und tragen fast alle einen Stock (manche ein Gewehr) bei sich, den sie meist  verschränkt mit den Armen über die Schultern tragen. Die Frauen balancieren alle schwere Lasten, wie Wasserkanister, Holz oder Lebensmittelsäcke auf dem Kopf und als Sonnenschutz dient meist dann noch ein Regenschirm. Zwischen all den vielen Leuten laufen dann planlose und verwirrte Kühe, Esel, Schafe und Ziegen umher. Wir taufen kurzerhand unentschiedenes Vieh, das nicht weiß ob es stehen bleiben, doch weiter laufen oder drehen will „UV“. Es ist leichter „Achtung UV von links“ zu brüllen als immer zu erklären, dass ein Vieh noch nicht weiß wo es hin will und gebremst werden muss. Es ist ganz schön wild hier… ständig muss man bremsen wegen dummen Eseln, unentschiedenen Rindern oder schlechtsehenden Äthiopiern, die nicht nach dem Verkehr (der ja kaum vorhanden ist) schauen. Es gibt so gut wie keine Motorräder oder Fahrräder hier. Das ist schon eine Seltenheit. Wenn, dann ist das Fortbewegungsmittel ein Esel oder Eselkarren. In etwas größeren Städten sind es dann die TukTuks, die die Leute transportieren. Nach schneller Fahrt kommen wir vor Sonnenuntergang in Gonder an, parken im Hof der Belegaz Pension (75 Birr für 2 Pers.), gönnen uns das erste typische äthiopisches Essen- Injera, ein Sauerbrotfladen mit verschiedenen Gemüse-Beilagen -  und genießen das erste Bier nach Enthaltsamkeit im Sudan in einem Einheimischen- Restaurant.

Gonder nach Gorgora am Tana-See und weiter nach Debark (Norden Äthiopiens: Amhara und Tigray)

Wir wollen am Samstag (26.02.) in Gondar unseren Blog mal wieder aktualisieren, aber das Internet ist unglaublich langsam… wir bekommen nicht mal unsere Seite auf. Somit müsst ihr euch mit unseren letzten Geschichten noch gedulden. Wir genießen super leckeren Mango-Saft (bekommt man hier überall, für ca. 30 Cent) und dann wollen wir auf dem Markt Gemüse kaufen und erleben, wie die Äthiopier einen 10fachen Preis von Touristen verlangen. wir werden von einem Einheimischen zum Markt gelotst, doch erweist sich das als eine absolute Sackgasse. Wir stehen mit unserem DJ mitten auf dem belebten Samstagsmarkt, umgeben von Gemüseständen, gackernden Hähnen, Kleidungverkäufern, tausenden von Leuten und hinter und vor uns werden Stände weggeschoben, um uns Platz zu machen. Es ist saumäßig eng, wir wollen nur noch irgendwie hier raus… überall um uns herum sind hunderte von Ständen. Das ist mal wieder ein Erlebnis! J Nach 30 langen Minuten finden wir einen Ausgang aus diesem Gewirr und unser DJ fährt wieder auf weniger belebten Straße weiter die Schotterstraße 1,5 Std. nach Gorgora an den Tana-See zum Tim und Kim’s Village (45 Birr p.P.). Hier ist es wirklich sehr idyllisch und wir gönnen uns zwei Tage Ruhe. Naja.. richtig Ruhe geben wir natürlich nicht. ;-) Wir lesen uns in Äthiopien Reiseführer ein, machen eine Wanderung durch den „Dornenbusch“ mit Rundumblick auf den See, abends kochen Tim und Kim sehr lecker und wir unterhalten uns über deren Projekt hier, schauen lang in den grandiosen Sternenhimmel und testen mal wieder die tolle Sternenkarte (Danke Heidi!)! Die Tierwelt wird so langsam etwas wilder. Die ersten Paviane kommen zum Camp, viele tolle bunte Vögel, Pelikane und Skorpione.

Wir sind neugierig auf Äthiopien und fahren am Montag schon weiter zurück nach Gonder, um das Chamelot Äthiopiens – den Gemp – anzuschauen. Wirklich hübsche Burgen mitten in der Stadt (Eintritt 100 Birr pro Pers.). wir gönnen uns noch eine Injera und Mangosaft, genießen den Ausblick auf die Stadt vom Hotel Goha, das hoch oben auf einem Hügel liegt und beschließen gleich die Piste nach Debark zu nehmen. Hier wird zwar von Chinesen ein Straßenbauprojekt geleitet, aber derzeit bestehen die 100 km von Gonder nach Debark nur aus Schotter und staubtrockenen Sand und Erde. Man fährt die Passstraße zwischen tollen Landschaften, Schluchten und Bergen entlang… ständig gestoppt von Umleitungen oder baggernden Maschinen. Die Fahrt ist staubig und anstrengend… besonders wenn ein Laster vor einem fährt und man nicht überholen kann…. Eine riesige Staubwolke lässt einen nur erahnen, dass es links oder rechts steil nach unten geht…. Mehr als Staub sieht man nicht. J nach 3 Stunden (andere brauchen meist 4 Std.) kommen wir im noch staubigeren Debark an. Kaum hält man in der Stadt, wird man von Menschenmassen umringt. Es ist nach wie vor eine Sensation wenn ein Auto die Stadt erreicht. Aber, dass einen immer 20 Kinder anstarren und alle betteln, daran müssen wir uns erst noch gewöhnen. Wir stellen uns in den Hof des Simeon Park Hotels und treffen zwei Österreicher (Heinz) mit denen wir essen gehen.

Debark zum Simien-Mountains Nationalpark
Am nächsten Tag (Di. 29.02.) organisieren wir uns selbst eine 4tägige Wandertour in den Simien-Mountains. Wir brauchen wohl einen Guide und bewaffneten Sout und lassen uns auch gleich noch eine Köchin aufschwatzen. Wir kaufen mit Shasheme – unserer Köchin – auf dem Markt unglaublich günstig für 5 Tage und 5 Personen ein (ein Sack mit 12 kilo Gemüse für gerade mal 68 Birr, ca. 3 EUR), dann noch zum „Supermarkt“, eine Bretterbude (ca. 3 Quadratmeter), von außen würde man nicht erahnen, was der Verkäufer in seinen Regalen alles so bunkert. Zwar teuer und verstaubt, aber echt unglaublich was wir hier alles bekommen. Und dann heißt es zu fünft in unser Auto einsteigen, das eigentlich nur zwei Sitzplätze hat, um zum Simien-Nationalpark zu kommen. Es wird kuschelig und dass alle nicht so lecker riechen steigert das Wohlbefinden. ;-) Wir fahren in den Nationalpark und unser Guide Abeba zeigt uns gleich eine große Gruppe der Dschelada-Paviane; die ernähren sich ausschließlich von Gras und sind hier endemisch. Man nennt sie auch Blutbrustaffen, da paarungswillige Weibchen wohl eine rote Brust bekommen. Es geht hoch bis auf 3.150 m und wir übernachten am Sankaber Camp. Shasheme kocht wirklich sehr gut - wenn auch Portionen für eine ganze Fußballmannschaft; haben ja nur wir bezahlt ;-)

Am Mittwoch werden die Maultiere mit unseren Lebensmitteln und Schlafsachen beladen und los geht unsere  Wanderung durch die Simien-Mountains. Äthiopien wir nicht umsonst Dach Afrikas genannt - viele zwischen 2.000 und 4.430 m gelegene Hochplateaus wechseln sich mit steilabfallenden Schluchten ab, schöne Landschaft, grandiose Aussichten, immer wieder bergauf und bergab, alles ist brottrocken und staubig. Wir machen eine Mittagspause an einem Wasserfall, beobachten wieder viele im Staub buddelnde Affen, die nach den letzten Graswurzeln suchen, passieren ein ursprüngliches Dorf und kommen am Abend im Gich Camp an. Hier auf über 3.600 m Höhe verändert sich die Landschaft zunehmend: viele Riesen-Lobelien, die nur in einer Höhe von über 3.500 m vorkommen. Wir lernen im Camp zwei Reisende kennen, die uns von der Danakil-Ebene vorschwärmen… bislang hatten wir davon noch nicht viel gehört, aber es scheint der absolute Wahnsinn zu sein… das sollten wir uns wohl anschauen. Nach dem leckeren und üppigen Essen fallen wir in eine Fressnarkose direkt – dreckig und staubig wie wir sind - in unser Zelt! Hier oben ist es richtig kalt, da will man freiwillig nach Sonnenuntergang nicht draußen sitzen.

Wir wandern am Donnerstag Morgen früh zum spektakulären Aussichtspunkt Immet Gogo auf über 3.900 m und entdecken weitere selten gewordene Spezies der endemischen Flora und Fauna der afrikanischen Gebirgsregion. Wir sehen Lämmergeier, den Simien-Fuchs, Klippspringer und den Walia Ibex, der nachts ganz nah an unser Zelt kommt. Es geht dann wieder runter und wieder hoch, um dann am Abend im Chemnek Camp anzukommen.

Am nächsten Tag (Fr. 03.03.) wandern wir dann noch zum letzten Gipfel unserer Simien-Mountain-Tour – dem Wahit (4.230 m hoch), um uns für den Mt. Kenia bisl zu trainieren. So langsam merkt man die Höhenluft… wir haben keine Kopfschmerzen, aber gehen deutlich langsamer den Berg hoch. Nach dem Abstieg geht es relativ schnell wieder runter zum Chemnek Camp, vorbei am Sankaber Camp und mit dem Auto und unseren drei Begleitern dann zurück nach Debark. Wir sind froh die drei loszuwerden und endlich wieder allein im Auto zu sein und die frische Luft zu genießen. J so eingepfercht im DJ ist keine Fahrt ein Spaß. Der Simeon-Nationalpark ist auf jeden Fall einen Besuch wert, obwohl wir unsere 4tägige Wandertour beim nächsten mal anders planen würden. Da es noch hell ist fahren wir 3,5 Std. weiter auf den Weg Richtung Axum. Wir passieren den Wolke-Fit-Pass durch viele Schluchten und Tafelberge von 4.200 m runter auf 1.200 m und dann wieder hoch. Die Straße ist furchtbar… Schotterstraße, Staub und viele Baustellen. Hier gibt es auch keine Möglichkeiten wild zu campen, da man immer der Passstraße folgt. Als wir bei Dämmerung endlich ein kleines Dorf erreichen übernachten wir in Maitesebry im Hof eines „Hotels“, da wildcampen immer einen Massenmenschenauflauf bedeudet. Wir vereinbaren eine kleine Summe um dort stehen zu können. Doch leider werden die Toiletten und Duschen nachts zugesperrt… was ist das wieder für ein Blödsinn? Manche Leute denken nicht nach, dass man vielleicht- und gerade besonders wenn es nachts regnet – doch mal aufs Toilette gehen muss… und eine Dusche nach 4 Tagen wandern wäre wirklich ein Traum. Doch es soll ein Traum bleiben und wir fallen absolut dreckig ins Bett. Selbst Händewaschen lassen wir bleiben, denn der einzige Wassereimer den wir finden, birgt Wasser in dem Würmer schwimmen.

Maitsebry nach Axum und weiter nach Mekele
Am nächsten Morgen als wir sehr früh aufbrechen wollen, will uns die „blöde Henne“ nicht fahren lassen. Sie will auf einmal das doppelte als vereinbart. Für was bitte? Wir waren nur in ihrem Hof gestanden und konnten nicht mal die Toiletten oder die Dusche benutzen. Wir haben nur 8 Stunden geschlafen!!!! Die sind so unverschämt geldgierig, das macht uns echt wütend. Jesper ist außer sich, als sie das Metallgartentor nicht öffnen will und fährt kurzerhand mit unserem DJ auf das Tor zu, lässt den Motor richtig aufjaulen und bläst Abgase in die offen stehende Haustür! Doch die will hartnäckig den doppelten Betrag. Tanja findet im Restaurant nebenan einen netten Mann, mit dem wir gestern Abend total verdreckt bei Stromausfall im Dunkeln gegessen hatten, der uns übersetzen und vermitteln hilft, da diese blöde Henne nicht gut englisch kann. Wir geben nicht nach (schließlich ist selbst 100 Birr für keine Leistung zuviel)… sie gibt nicht nach… Jesper lässt den Motor vorm Tor noch mehr aufjaulen... unser neu gewonnener Freund kann nach langem Diskutieren erreichen, dass die verbitterte Schnäpfe endlich das Tor aufsperrt und dann nix wie weg. Jetzt freut es uns fast, dass wir ihr nachts - als wir beim nächtlichen Regen ein dringendes Bedürfnis hatten und die Toiletten aber abgesperrt waren – in den Hof gepinkelt haben. ;-)
Für 141 km schlechte Rumpelpiste durch roten Sand und Stein brauchen wir 4 Stunden nach Axum. Wir überqueren den Fluss Tekezze, passieren etliche Baustellen und Umfahrungen und erst kurz vor Axum wird die Straße besser. Wir sehen wieder viele Menschen laufend am Straßenrand. Hier im Norden werden die Lasten wie Holz, Reissäcke oder Wasserkanister nicht mehr auf dem Kopf getragen, sondern auf dem Rücken das mit einem Tuch über die Stirn vorne gehalten wird. Die TIgray-Frauen haben seltsame geflochtene Zöpfe, oben am Kopf enganliegend und ab dem Nacken wie ein Busch ganz kraus auseinanderfallen. Auch hier tragen alle Männer Stöcke und Frauen Regenschirme als Sonnenschutz. In Axum angekommen entschließen wir uns ein Hotel zu nehmen (Afrika Hotel, 150 Birr pro Zimmer mit warmer Dusche), da Jesper Fieber hat und es ihm seit gestern nicht gut geht. Somit legen wir einen DVD-Nachmittag und -Abend ein und auch den nächsten Tag starten wir ruhig.

Jesper schläft und erholt sich während Tanja sich am Sonntag (05.03.) in Axum den Stelenpark anschaut. Wir haben nun schon so viele antike Stätten und Stelen gesehen, dass es sie nicht wirklich umhaut. Tanja entdeckt auf den Weg dorthin ein österr. Auto und spricht die beiden Insassen an. Alex und Magdi fahren mit ihrem alten Ford Transit auch in den Süden, nur haben die beiden bisl mehr Zeit wie wir. Wir quatschen und stellen fest, dass wir alle in die Danakil-Depression wollen und beschließen uns zusammen zuschließen, um Kosten zu sparen, denn organisierte Touren für 4 Tage kosten 500 USD pro Person und dass sprengt unsere Budgets. Wir tauschen Adressen aus und wollen uns in Wukro oder Mekele treffen und Weiteres besprechen, wenn wir wissen, wie es Jesper geht und wann er wieder fit ist. Doch leider verliert Tanja den Zettel der beiden und der Wind trägt ihn davon… doch alles wird sich ergeben…. Im Hotel fragt Tanja den Manager, der auch Touren organisiert nach den Kosten und den Ablauf für einen Besuch in der Danakil-Depression (zum Vulkan Erta Ale) mit unseren neuen österreichischen Bekannten. Die Kosten sind uns zu hoch, aber jetzt wissen wir wenigstens die Route, den Ablauf und Details der Tour, den in unseren Reiseführern gibt es so gut wie nichts darüber. Obwohl Jesper sich nicht gut fühlt, wollen wir doch noch weiter nach Mekele fahren (256 km in 6 Stunden). Wir campen im Hof des Hilltop Hotels (160 Birr), essen noch einen Happen und fallen hundemüde ins Dachzelt.

Am nächsten Morgen (Mo. 06.03.) werden wir vom Hotelpagen geweckt, der behauptet an der Rezeption wäre Besuch für uns da… Wer soll das sein? Ich teile ihm mit, dass die Leute gern zu unserem Auto kommen können und wenig später ist eine Frau einer Reiseagentur vor unserem Zelt. Sie hat von ihrem Kollegen in Axum gehört, dass wir gern in die Danakil mit unserem österreichischen Freunden möchten und offeriert uns gleich ein Angebot mit ihrer Agentur. Das ist ja echt lustig! Die Buschtrommeln hier funktionieren ja unglaublich gut.. auch über 250 km hinaus werden wir in nem Hotelgarten ausfindig gemacht. Wir teilen ihr mit, dass wir die beiden anderen nicht erreichen können, da die Telefonnummer verloren gegangen ist und wir noch nicht wissen ob und wann wir überhaupt in die Danakil fahren möchten, da einer krank ist. Jesper fühlt sich immer noch nicht wohl; somit legen wir noch einen Ruhetag ein. Wir wechseln in das Hotel Axum, um ein Zimmer mit warmer Dusche und TV für ihn finden.  Mekele – die Hauptstadt der Region TIgray - ist nach vielen Dörfern nun die erste größere Stadt, die sich auch Stadt nennen kann. Es gibt Restaurants, Tankstellen, Ärzte und Läden; ja sogar Straßenlaternen! ;-)  Uns ist Jespers Fieber nicht geheuer und beschließen doch in eines der Krankenhäuser zu gehen um das überprüfen zu lassen. Ein Krankenhaus in Äthiopien ist nicht wirklich die erste Wahl aber Tanja achtet penibel genau bei der Blutabnahme von Jesper, dass alles steril abläuft. Hier weiß man wirklich nicht, was man sich im anderen Fall sonst holen würde… Der Malaria-Test ist glücklicherweise negativ, doch laut Arzt hat Jesper Typhus. Wir fragen sicherheitshalber mal nach, ob das nicht auch einfach Antikörper von unserer letzten Impfung gegen Typhus sein könnten… und da wird er dann unsicher und gibt uns recht. Erleichtert, dass Jesper wohl nur eine Grippe oder einen Infekt hat schlendern wir noch etwas durch Mekele um evtl. Alex und Magdi zu treffen. In einer 220.000 Einwohner großen Stadt wohl recht unwahrscheinlich. ;-) Dennoch erkundigen wir uns beim Tourist-Office wie wir zu viert ohne Agentur unser Danakil-Vorhaben umsetzten könnten. Am Abend gehen wir, da Jesper noch schwach ist, nur ins Hotelrestaurant. Und wer sitzt da in der Aula?!?!? Magdi und Alex aus Axum. J Sie haben wohl ganz Mekele nach uns abgesucht und sind fündig geworden. Das ist doch echt ein Riesenzufall. Wir gehen gleich gemeinsam essen und beschließen zusammen weiter zu reisen!  Und somit startet eine super lustige abenteuereiche Woche mit den beiden.

Und hier mal der Bericht der letzten Woche aus der Sicht unserer zwei Wegbegleiter Magdi und Alex:
Zitat deren Homepage http://am-fernweh.jimdo.com/:

 Himmel und Hölle Team Mekele-Addis Abeba 08.-16.03.2011
Da Tanja und Jesper nicht auf unsere Anrufe und SMS antworteten, nahmen wir an, dass ihr Handy nicht funktionierte, und wir hofften einfach ihnen in der 220.000 Einwohner-Stadt Mekele über den Weg zu laufen. Als ich gerade in unserem Bus auf den Reifen-suchenden Alex wartete, steckte plötzlich eine Äthiopierin den Kopf zur Tür herein, und fragte ob wir aus Österreich sind, und deutsche Freunde haben, die wir hier in Mekele treffen wollen, und mit ihnen gemeinsam zum Erta Ale fahren wollen. Ganz verwundert aber hoffnungsvoll bejahte ich all ihre Fragen. Die junge Frau sprach von einer geführten Tour die Tanja und Jesper mit uns gemeinsam machen wollten, und klärte mich gleich eifrig über Preis und sonstige Details auf, und nachdem ich ihr lange zugehört hatte, konnte ich nun endlich rausfinden, in welchem Hotel sich die beiden aufhielten. Alex und ich machten uns sofort auf zum Hilltop Hotel, um dort zu erfahren, dass Jesper und Tanja das Hotel heute morgen verlassen hatten. Ahnungslos wie zuvor, nur durch die Infos der Äthiopierin noch ein bisschen mehr verwirrt, machten wir uns weiter auf die Suche nach den beiden.
Am Abend entdeckten wir endlich einen grünen Toyota Landcruiser mit Münchner Nummernschild vor einem Hotel und kurze Zeit später saßen wir auch schon mit Jesper und Tanja im Restaurant. Schnell wurden alle Ungereimtheiten geklärt: Tanja hat durch einen Windstoß in Axum, den Zettel mit unserer Nr. verloren, und ihr Handy funktioniert wirklich nicht; Tanja hat bei einem Hotel in Axum um Infos für unsere Tour gefragt, und dort erwähnt, die Tour mit 2 Österreichern machen zu wollen. Daraufhin wurde Tanja in Mekele schon früh morgens von der jungen Äthiopierin geweckt, die von einer Reiseagentur war, und schon von allem Bescheid wusste. Und zu guter Letzt hat diese junge Dame auch noch uns gefunden. (also wenn auch hier in Äthiopien sonst nichts funktioniert, wenn es darum geht Geld von Touristen zu bekommen, funktionieren die Buschtrommeln ganz gut!!)
Am nächsten Morgen ging unsere gemeinsame Tour los. Wir, gemeinsam mit unseren Autos (DJ und Sheego) waren das perfekte Team! Sheego diente als Küche, und Mitfahrgelegenheit für sämtliche Guids und Scouts, und DJ war das perfekte Geländefahrzeug! Und wenn ich perfekt sage, dann meine ich perfekt, aber dass werdet ihr später schon noch merken.... Bevor wir uns also in die Danakil-Depression begaben, (wo sich der Vulkan befindet) welche bis zu 150m unter Meeresspiegel liegt, begaben wir uns nochmals ein Stückchen in die Höhe, und sahen uns eine Felsenkirche an, dessen Aufstieg nicht ganz ungefährlich war. Der Aufstieg zur Felsenkirche Yamata Guh in der Nähe von Megab ist wirklich halsbrecherisch. Man muss an einer Felswand ungesichert hinaufklettern und dann auch wieder denselben Weg heil runter kommen. Dafür durften wir uns dann typisch äthiopische Kirchenmalereien ansehen (3 der 12 Apostel mussten auf einen anderen Platz gemalt werden, da sich der Künstler den Platz zuvor nicht richtig eingeteilt hatte), und wir bemerkten, dass nicht nur die normale Bevölkerung durch Entwicklungshilfe und Tourismus gelernt hat, die Hände aufzuhalten, und „Give me“ zu schreien, sondern auch die Priester verlangen neben dem für äthiopische Verhältnisse nicht billigen Eintritt noch nach sehr hohem Trinkgeld.
Am nächsten Morgen gings dann auf in die Danakil-Wüste, die von den Afar bewohnt wird. Natürlich hat auch dieses Volk bemerkt, dass man mit Tourismus viel Geld machen kann, und so muss man schon beim Einreisen in ihr Gebiet Eintritt zahlen und 1 lokalen Guide (alter Mann, der kein Wort englisch kann, und mit ein bisschen Glück die Gegend ein wenig kennen könnte) und 2 lokale Scouts (mehr oder weniger gepflegte jüngere Männer mit einer sehr alten mit ein bisschen Glück funktionierenden Waffe) mitnehmen. Natürlich kann hier auch niemand englisch, sodass man auch noch einen Übersetzer bezahlen muss. Da wir kein Busunternehmen aufmachen wollten, versuchten wir zu verhandeln. Schlussendlich mussten wir nur die 2 Scouts mitnehmen, den Guide jedoch sehr wohl für 3 Tage bezahlen. Am 1. Tag schafften wir es nur bis zum Camp Hamed Ela. Natürlich wird auch hier kräftig abgesahnt, nach Dusche od. WC kann man hier jedoch lange suchen.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf zum 1. Vulkan Dallol, in dessen Krater sich ein blubbernder schwefelhaltiger Salzsee befindet. Da es einige Tage zuvor geregnet hatte, hatte Sheego ganz schön mit dem Schlamm und dem nassen Sand zu kämpfen und wir blieben mitten im größten Schlammloch stecken. Allein wären wir da kaum raus gekommen, oder hätten zumindest warten müssen bis alles wieder trocken ist. Nun war DJ gefragt, welcher gemeinsam mit dem Piloten Jesper den größten Spaß an dieser Schlammschlacht hatte, und noch ein paar Extra-Runden drehte. Mithilfe des Abschleppseils waren wir dann alle sehr schnell am Fuße des Dallols angekommen, und Sheego wusste nun wie sich Schlittschuhlaufen anfühlen muss. Auch unsere Scouts sahen bei der Ankunft ein wenig mitgenommen aus, was jedoch nicht nur an der abenteuerlichen Schlammfahrt lag: Normalerweise müsste man zum Dallol, da er sehr nahe an der eriträischen Grenze liegt, nicht die normalen Polizeiscouts mitnehmen, sondern 4 Militär-Scouts, die man natürlich auch wieder extra bezahlen muss. Um das zu umgehen, verschwiegen wir einfach unser Ziel. Am Anfang waren die Jungs ganz schön aufgebracht und waren total verängstigt. Sie dachten wohl wir hauen mit ihnen nach Eritrea ba, als wir dann jedoch angekommen waren, waren sie ziemlich glücklich, da sie auch zum 1. Mal dieses wunderbare Naturschauspiel betrachten durften. Und es war unglaublich schön. So viele Farben, überall blubberts, es riecht nach Schwefel, und man wird bewusst, dass unsere Erde in ihrem Inneren sehr aktiv ist. Da wir uns ca. 100-150m unter dem Meeresspiegel befinden, hat es hier auch 40-45 Grad im Schatten.
Als wir uns wieder auf den Weg zu unseren Autos machten, trafen wir auf andere Touristen, die natürlich in Begleitung der Militär-Scouts waren, und es gab eine heftige Auseinandersetzung zwischen unseren und deren Scouts. Während unsere Scouts ihre Unschuld erklärten, wurde uns zum ca. 1000. Mal eindrücklich von einem Franzosen erklärt, dass wir die Strecke zum Vulkan Erta Ale nicht mit unserem Sheego schaffen können, und dass die Strecke bis hierher ein Kinderspiel war. Ich weiß nicht warum wir den 999 Warnungen zuvor nicht zuhörten, und der 1000 plötzlich ein Ohr und Glauben schenkten, aber wir beschlossen Sheego beim Camp stehen zu lassen, und alle bei DJ einzusteigen. Das hieß jedoch auch sämtliche Kisten aus DJ raus zu bauen und in Sheego rein schlichten. Da wir trotzdem nicht viel Platz im DJ hatten schafften wir es, nur 1 Scout mitnehmen zu müssen, der andere wurde natürlich fürs nichts tun auch bezahlt.
Bevor wir zum Erta Ale fahren konnten, mussten wir noch zu viert aufmaschieren und uns wie auf einer Anklagebank vor 10 Militärs unsere Standpauke abholen und uns natürlich bei den Afar entschuldigen. Zu meiner Verwunderung mussten wir jedoch ausnahmsweise nicht bezahlen, und so hatten wir uns durch unseren Schwindel 800 Birr (also 40€) gespart! Wir schlossen uns einer geführten Touristengruppe an, da es nicht immer einfach ist, die Offroad-Pisten zu finden und schon wenige Zeit später waren wir alle sehr froh, unseren Sheego nicht mitgenommen zu haben. DJ kämpfte sich durch die rutschigsten Schlammpisten, durch sehr sehr weiche Sanddünen und zu guter letzt ein Stückchen den Erta Ale hoch, auf einer Piste mit sehr spitzem Lavagestein richtige Lava-Treppen hoch. Auf Alex´ Frage welche Einstellungen od. Vorkehrungen (Räder sperren, Luft ablassen,...) Jesper bei DJ vornehmen muss, um durch solche Pisten zu kommen, antwortete Jesper mit:“Bis jetzt noch gar keine!“ DJ fuhr durch diese laut Reiseführer schwersten Pisten Afrikas so als würde er auf Asphaltstraßen fahren.
Auf dem Weg zum Vulcan wurde bei einigen kleinen Dörfern gestoppt, die auch alle vom Tourismus erzogen werden. Kinder posieren und werden schön hergerichtet, damit die Touristen (Italiener und Russen) schöne Fotos mit nach Hause nehmen können, und dafür gibt’s nachher für jedes Kind einen Kugelschreiber.  Da werden wir uns nicht anschließen.
Bei einem Dorf kurz vorm Vulkan wurde nochmal kräftig abkassiert. Wieder mussten wir 4 Militär-Scouts bezahlen, von denen wir jedoch nur einen zu Gesicht bekamen und noch einige andere unerklärliche Beträge wurden verlangt! (es gab sogar eine Müllsteuer!)
Bei Dämmerung gings dann los, der Aufstieg zum Vulcan Erta Ale mit einem aktiven Lavasee. Nicht ganz 3 Stunden wanderten wir in der Dunkelheit mit Stirnlampen, einem Guide und bei mind. 30 Grad den Vulcan, der angeblich vor kurzem mal übergeschwappt ist, hoch. Schon von weitem konnte man in der Nacht den rotglühenden Vulkan sehen. Der Anblick oben am Krater war gigantisch. Mit großem Respekt und nicht ganz sicher ob dich hier in Äthiopien irgendjemand warnen würde falls der Vulkan ausbricht, starrten wir in den sprudelnden Lavasee. Wir verbrachten die ganze Nacht am Krater. Es war zwar durch den Wind sehr kalt, dafür hatte man beim schlafen eine „Fußbodenheizung“. An Schlafen war kaum zu denken, da die Angst, dass immer wieder in die Luft spritzende Lava doch mal in unsere Richtung fliegen könnte zu groß war. Als wir um 5 Uhr morgens wieder absteigen wollten, um es noch am selben Tag aus Danakil zu schaffen, mussten wir erst lange mit unseren Faulpelzen diskutieren. Die Scouts meinten einfach es wär ihnen zu früh, und legten sich erst mal wieder in ihr Bettchen. Um halb 6 hatten wir es dann doch geschafft los zu marschieren und schafften es auch am selben Tag noch aus dem Gebiet der Afar zu kommen.
Da mit Tanja und Jesper alles so toll geklappt hat, beschlossen wir noch gemeinsam weiter nach Lalibella zu den berühmten Kirchen zu reisen. Es war ja geplant auf der Asphaltstraße und bis es dunkel wird zu fahren... Da aber Jesper und Tanja nicht so viel Zeit wie wir haben, und nicht zuletzt auch wegen uns länger als geplant im Norden Äthiopiens blieben, beschlossen wir zum 1. Mal bei Nacht zu fahren. Dann kam da noch plötzlich dieses Schild am Straßenrand, welches auf eine Schotterstraße, die nach Lalibella führen soll zeigte. Wir dachten nur, wenn in Äthiopien schon mal ein Wegweiser aufgestellt ist, können wir´s ja versuchen. Doch es war eine mittlere Katastrophe. Aus Schotter wurde Schlamm, und wir fuhren über einen Pass der bis zu 3550 Meter hoch war. Sheego kämpfte sich brav die steilen Pisten hoch bis es bei einem sehr sehr steilem Stückchen einfach nicht mehr ging. Wieder musste DJ uns retten. Diesmal wurden alle 4 Reifen gesperrt, und die Monstermaschine mit dem 4,2 Liter Hubraum und 167PS zog aus dem Stand, bei Nacht, Regen, Schlamm und einer gewaltigen Steigung unseren 3-Tonnen-Sheego den Berg hinauf. Auf der ganzen Reise hatte ich noch nicht so viel Angst wie in dieser Nacht! Das Abschleppseil wurde nicht abgehenkt und links und rechts von dieser Schlammpiste gings einige Meter bergab und es gab schon einige Passagen wo wir nur noch hinter DJ her rutschten. Gott sei Dank ging alles Gut, und das wurde dann auch noch bis 5 Uhr morgens mit Tanja und Jesper in unserem Sheego mit Rhaki und Ouso gefeiert.
Alex und ich erhielten wieder einen sehr deutlichen Beweis, dass wir nicht trinkfest sind, sahen uns am nächsten Morgen aber trotzdem sehr tapfer die wirklich faszinierenden Monolithenkirchen Lalibellas an. Ende des 12. Jahrhunderts unter King Lalibella, der ein 2. Jerusalem kreieren wollte, wurden diese Kirchen mit Hammer und Meißel aus jeweils nur 1 Felsen gehauen.
Nachdem wir nun mit Tanja und Jesper zuerst hinauf zum Himmelsfenster(Felsenkirchen) und danach hinab zum Tor der Hölle (Erta Ale) stiegen, musste sich das Himmel-und-Hölle-Team leider in Lalibella verabschieden, und während Alex und ich uns noch in Lalibella von der letzten Nacht erholten, machten sich Jesper und Tanja schon auf den Weg nach Addis. Am nächsten Tag gings auch für uns Richtung Addis weiter. Obwohl wir eine andere Straße als am Tag zuvor fuhren, war es auch hier sehr schlammig, und es war schon ein komisches Gefühl keinen DJ mehr im Rücken zu haben.
Viele Liebe Grüße aus Addis!
Magdi und Alex“

Das war nun die Version von Magdi und Alex, der wir nicht viel hinzuzufügen haben. Jesper ging es am Tag nach dem Felskirchenbesuch wieder besser. Dafür hat aber Tanja auf der Fahrt zum Vulkan Dallol sich leider mit einem eingestaubten Handtuch das Gesicht abtrocknen wollen und Sand ins Auge bekommen. Es haben sich wohl Sandkörner hinters Auge verirrt und somit hat es sich entzündet. Da wir aber weit von der Zivilisation entfernt waren, wurde 3 Tage mit Kamillenbad getränkt und nach langem Leiden, haben sich die Sandkörner dann endlich nach ein paar Tagen herausgeeitert und das Auge ist wieder funktionstüchtig! J
nach unserer Danakil-Tour haben wir unseren Autos eine ausgiebige Waschung gegönnt… und wie auf den Bilder zu sehen ist, haben nicht nur die Autos nach ein paar Tagen Schmutz, Staub und Salz eine Dusche gebraucht! ;-)
Die Abschleppaktionen vom Sheego haben unserem DJ bis auf den Ausfall unserer Fernlichter und Zusatzscheinwerfer nichts anhaben können und wir sind heilfroh so ein gutes Auto zu haben!
J
Bis zum nächsten Äthiopienbericht!
Eure Tanja und Euer Jesper