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Dienstag, 17. Januar 2012

Südafrikas Westkap

Nach all den Weingütern und bedüselnden Weinproben müssen wir nun mal weiter kommen. Bei 28°C fahren wir eine lange Etappe. D.h. der „alte Däne“ hält einen Mittagsschlaf, während Tanja fast 350 km nach Mossel Bay gut macht. Es ist zwar Einwand freie Teerstraße (N2), doch wird hier meist trotz einer Spur spektakulär überholt – der Standstreifen sollte wohl eher „Ausweichstreifen für wahnsinnige Überholer“ getauft werden. Die Strecke führt durch Swellendamm durch flaches, landschaftlich genutztes Land - etlicher Felder und Heuballen, Straußenfarmen und Vieh - permanent und ermüdend gerade aus - bis wir nach Mossel Bay kommen.

Mossel Bay ist die Stelle, an der die ersten Landungen 1488 durch Europäer an der Ostküste Südafrikas gelungen war. Doch der Segler Diaz wurde mit Steinhagel von den hier lebenden Khoikhoi empfangen, doch Vasco da Gama konnte ein paar Jahre später friedliche Bande zu den Khoikhoi-Hirten knüpfen. Fortan war Mossel Bay Anlaufstelle vieler portugiesischer Schiffe.

Derzeit ist absolute Peak Season – es ist Weihnachten kurz vor Silvester und alle Südafrikaner machen Urlaub. Für uns sind die „weißen Südafrikaner“ die afrikanischen Holländer. Jeder hat einen Allradwagen – meist mit Anhänger – und dann fahren sie voll bepackt zu Strömen in Richtung Strände. Manche nehmen sogar ihr Boot, die Quads oder Jetskis mit. An den Campingplätzen werden dann derartige Campingburgen gebaut, dass wir aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Die bringen sogar ihre Laternen und Beleuchtungen, Teppiche, Sattelitenschüsseln mit Flatscreens und Generatoren mit. Im Grunde ihren ganzen Hausstand, um dann auf dem Campsite Braai zu machen (Grillen)  - und dass natürlich schön fettig! Da wird aufgetischt was das Zeug hält. Man könnte fast meinen Braai ist der Lebensmittelpunkt bzw. Höhepunkt des Tages!

Die Ferienzeit der Südafrikaner macht unserer Art von Reisen – nichts vor zubuchen – einen kräftigen Strich durch die Rechnung. Campen am Strand in Mossels Bay ohne Vorbuchung ist gestrichen! Alles ist gnadenlos ausgebucht. Das nächste Camp ist einige Kilometer entfernt. Im großen Bogen um Mossel Bay ist wohl nichts Freies zu finden. Und so kommen wir in die wohl hässlichste Stadt überhaupt – Hartenbos! Der Campsite gleicht einer Sardinendose. Zelte und Geländewägen sind hier eng aneinander gereiht, dazwischen das ganze Programm Campingausstattung der Südafrikaner und überall wird gegrillt.  Nicht nur dass der Campsite pro Pkw 50 EUR kostet und extrem hässlich ist– nein- es ist natürlich auch ausgebucht. Doch die Angestellte an der Rezeption hat Mitleid mit uns und bietet uns an, im Hof ihres Hauses campieren zu können und ihre Toilette und Dusche mitzubenutzen. Wenn wir also nicht wieder stundenlang weiter im Dunkeln fahren wollen, müssen wir das fast annehmen. Und so kommen wir zum zweitgrässlichsten Moment des Tages: der Hinterhof des Hauses ist furchtbar, aber es kommt noch schlimmer. Die Frau führt uns in ihre Wohnung… uns kommt ein Geruch aus Pisse, Hundekacke und Vogelfutter entgegen. Im Wohnzimmerquetsch eine dicke Frau im Sessel, auf ihr 4 kleine Hundebabys, überall um sie herum Vögel und Dreck, dazwischen Matratzen und Kissen sowie Spielzeug kleiner Kinder und Müll. Willkommen in der Messi-Wohnung einer afrikanischen Familie. Der Gestank ekelt uns so sehr, dass wir die Toilette erst gar nicht richtig betreten. Eins ist klar – wir werden nur da im Hof schlafen aber jegliches Gefühl aufs Klo gehen oder duschen zu müssen, werden wir unterdrücken. Selbst kochen im Hinterhof ist uns vergangen und so machen wir uns zu Fuß auf in das Städtchen um etwas Essbares zu finden. Wir kommen vorbei an Imbissbuden wo fettige Pizza verkauft wird und ansonsten ist hier nicht viel zu finden. So landen wir in der Fastfoodkette Wimpy und essen ausnahmsweise mal Burger zu Abend. Während wir da so sitzen zieht eine afrikanische Blaskapelle vorbei und trompetet ein amerikanisches Weihnachtslied. Diese Blaskapelle kommt noch sechsmal vorbei, da sie scheinbar einen Kreis in der Stadt laufen… und immer – wie in einer Halteschleife – wird genau dieses eine Weihnachtslied gespielt. Wir kommen uns vor wie im falschen Film. 28°C heiß, Afrikaner in Uniformen trompeten relativ schräg amerikanische Weihnachtslieder in Dauerschleife und wir essen Burger, weil wir uns so lang wie möglich vom asseligen Hinterhof (der die einzige Übernachtungsmöglichkeit weit und breit zu sein scheint) drücken wollen… na so haben wir uns den ersten Abend im Dachzelt nicht vorgestellt – aber somit wird das wohl hoffentlich unser schlechtester Abend gewesen sein, denn viel schlechter geht es nicht! ;-) (Tagesetappe 413 km)

Südafrikas Westküste (Western Cape) mit Garden Route

Kurz nach Sonnenaufgang sind wir auch so schnell wie möglich weg aus diesem Ekel-Städtchen und fahren entlang der bekannten Garden Route nach Herolds Bay um dort am Strand in Ruhe und schönerer Umgebung unser Müsli zu frühstücken. Es ist bewölkt aber die angenehmen 21°C sind verlockend um dort am Strand einen Morgenspaziergang zu unternehmen. Wir bewundern wieder die vielen Häuser mit Blick aufs Meer und dann fahren wir die N2 Gardenroute weiter Richtung Wilderness. Von dort hat man auf einer Anhöhe an der N2 einen  eindrucksvollen Fernblick auf die 8 km langen Sandstrände. Die Küstenstraße ist gesäumt von Protea-Sträuchern und vielen blühenden Wildblumen.

Die Garden Route im engeren Sinne bezeichnet den Küstenabschnitt zwischen Mossel Bay im Westen und der Mündung des Storms River im Osten. Oft gilt sogar Swellendamm als der westlichste Endpunkt dieser Strecke. Der landschaftlich schönste Teil der Garden Route liegt zwischen Wilderness und dem Storms River (Tsitsikamma Forest). Die küstennahe Region zeichnet sich durch malerische Buchten, einsame Strände (aber nicht in der Peak Season), hohe Kliffs, Felswände und z.T. durch urweltliche Wälder aus.
Am frühen Vormittag kommen wir dann in Buffels Bay im Goukamma Nature Reserve an. HIer kann man gut in einer der Buchten an feinem Sandstrand baden. Die Umgebung ist richtig toll.

Ein paar Kilometer weiter ist die landschaftlich wunderschön an Lagunen gelegenen Stadt Knysna. Der Name stammt aus der Khoikhoi-Sprache und bedeutet so viel wie „Ort des Holzes“; was wohl mit der Holzindustrie und der Möglichkeit über die Seewege zu transportieren zusammen hängt. Als die ersten Europäer das wertvolle Holz entdeckten, kam es zu Raubbau. Knysna ist heute noch bekannt für seine Möbel aus Stink- und Yellowwood.
An der Einfahrt in die Knysna-Lagunen stehen zwei hohe Sandsteinkliffs – als „The Heads“ bekannt.
 dort an den „The Heads“ gibt es ein italienisches Restaurant Cornuti. Hier essen wir lecker zu Mittag bevor wir in den Felsen zu einigen Aussichtspunkten klettern und die zwei Kliffs genauer begutachten. Hier ist wirklich ein schöner Ort! Türkisblaues Meer umrandet von den Klippen. Unbedingt sehenswert ist auch der Coney Glen Drive mit sensationellen Aussichtspunkten auf die Steilküste, den Strand Coney Glenn (sehr idyllisch) und die sogenannten „The Heads“.

Eigentlich wollten wir in der Plettenberg Bay, der beliebteste Badeort an der Garden Route übernachten. Aber nach der letzten Erfahrung mit überfüllten Campsites versuchen wir es erst gar nicht, sondern fahren gleich weiter zum Tsitsikamma Coastal National Park (Straßenmaut 35 Rand, Parkeintritt 54 Rand p.P.).

Der urige Name stammt ebenfalls aus der Khoi-Sprache und bedeutet klares oder sprudelndes Wasser. Dieses Gebiet umfasst einen schmalen 113 km langen Abschnitt. Es ist gekennzeichnet durch dichte Wälder mit sehr altem Baumbestand, hohen Regenfall, viele Bäche und Flüsse, Schluchten sowie einer malerischen Steilküste.

Wir starten mit einer kurzen Wanderung zur Suspension Bridge, einer Hängebrücke über der Mündung des Storms River Mouth. Der Weg dorthin führt durch einen Feuchtwald auf befestigtem Weg. Ab der Brücke führt dann ein sehr steiler Pfad hinauf zu einem der einmaligen Aussichtspunkte. Bei den Temperaturen und Sonnenschein heute doch ganz schön schweißtreibend. J nach 2 Std. kommen wir zurück zur Hängebrücke, auf der gerade Asiaten fotografieren. Jesper springt auf die Brücke und hüpft mächtig wackelnd zum anderen Ende. Die Brücke kommt in Wallung und wackelt kräftig von links nach rechts, so dass die asiatischen Touristen mächtig zu kreischen anfangen und sich festhaltend versuchen ans andere Ende zu kommen. Die Leute die das beobachten kommen ins Schmunseln. Belustigend hinzu kommt noch, dass Jesper aussieht wie ein total übergeschnappter Scheich, da er seinen Sonnenbrand im Nacken mit Tanja’s Umhängetuch schützen will und so wedelnd mit dem Tuch um den Kopf und Oberkörper hupfend über die Brücke springt. Der dänische Shrek mal wieder – immer für einen Spaß zu haben!
Die Unterkunftssuche stellt erneut als schwierig heraus, doch im Storms River Village finden wir noch ein Camp, das uns aufnimmt (Djembe Guesthouse und Camping, 80 Rand p.P. mit Frühstück).

Als wir in unserem Dachzelt im Storms River Village Djembe Camp früh am Morgen schon erwachen, weil die Sonne aufs Zelt knallt, dösen wir noch ein Weilchen.  Doch bald werden wir unsanft aufgeschreckt denn irgendwas reibt sich an unserem Autospiegeln und der Leiter und rüttelt das Dachzelt. Irritiert schaun wir aus unserem Zelt und stellen fest, dass sich zwei große Pferde an unserer Dachzeltleiter und dem Spiegel kratzen und zuschaffen machen. Die Gäule haben sich über unserem Müll her gemacht und alles schön ums Auto verteilt. Die wollen auch nicht von der Seite weichen und ich glaube wir hatten mehr Angst vor diesen zwei Pferden als vor den Hyänen die nachts unseren Abfall geklaut haben. Die zwei sind ganz schön lästig und lassen uns nicht in Ruhe frühstücken, stecken ständig ihre Schnauzen überall hinein und blockieren uns den Weg als wir rausfahren wollen. Na das war mal wieder eine Bekanntschaft der seltsamen Art.

Unser Weg führt uns weiter östlich nach Cape St. Francis. Am Kap steht ein Leuchtturm, das Meer knallt stürmisch auf die Felsen, überall liegen tausende von Muscheln. Wir machen eine „Eispause“, sammeln Muscheln und beobachten die spritzende Brandung von den Felsen aus.

Wir fahren weiter nach Jeffrey’s Bay um unsere Lebensmittelvorräte mal wieder kräftig aufzustocken, denn schließlich kommt Tanja’s Bruder und ein Freund bald nach Südafrika um gemeinsam mit uns weiter zu reisen. Wir sind unsicher wo wir Silvester feiern sollen. Viele SAner empfehlen uns die Beachpartys hier in Jeffrey’s Bay – die sollen wohl legendär sein. Wir fahren vorher zum Supertubos Strand – ein Strand mit gigantischen „Surferwellen“ – das Paradies jeder Surfer!
Dann finden wir zwischen vielen anderen Fahrzeugen auf einer Wiese noch einen Parkplatz, direkt am Meer und der Uferpromenade wo es wohl dann abgehen soll. Wir fühlen uns zwischen all den 20jährigen Surfern bisl deplatziert, aber genehmigen uns erst mal auf unserer Picknickdecke einen Wodka-Red Bull um lockerer zu werden! ;.) um uns herum sitzen alle vor ihren Autos, drehen die Musik laut auf, tanzen, saugen an Wasserpfeifen und sind recht lässig unterwegs.  Alles in einem wirkt es ein wenig wie Spring Break – nur eben hier in Afrika.
Wir müssen nach dem Sundowner auf nüchternen Magen erst mal essen gehen und landen in einem sehr urigen griechischem Lokal. Wir lernen eine südafrikanische Großfamilie kennen und haben eine nette Zeit mit der Truppe. Jesper findet anschließend am Straßenrand einen Mann der Feuerwerkskörper verkauft. Natürlich darf am Silvesterabend der „Rummms“ und Knall mit Feuerwerkszeug nicht fehlen! J

Wir bekommen mit, dass man Tickets braucht um das Areal wo später die Bands und DJs spielen rein zu kommen und stellen uns an. Alles ausverkauft – und man musste wohl vorreservieren. Wir lernen aber einen der Animateure kennen, der uns rein schleust und Bänder beschafft! Mal wieder Glück gehabt. Und schon sind wir inmitten von etlichen Einheimischen im Getümmel vor einer Afrikaans-Band. Es hört sich bisschen an wie Schlager von Wolfang Petry und das auf Afrikaans. Sehr gewöhnungsbedürftig. Doch am späteren Abend kommen richtig gute DJs und die Party steigt! Jetzt fühlen wir uns auf unserem „Spring-Break-Silvester-Abend“ nicht mehr so deplatziert. Wir haben mittlerweile auch Kontakte geknüpft und feiern richtig spaßig mit den Südafrikanern und Neuseeländer die wir kennengelernt haben… und das bis früh in die Morgenstunden. Ein Zimmer haben wir natürlich nicht… denn hier schläft man in den Autos oder einfach am Strand. Dem tun wir gleich! Also bequemen wir uns ca. 1 Std. auf unsere Autositze, dösen ein Weilchen und schaun dann der aufgehenden Sonne am Meer direkt vom Auto aus zu! Willkommen 2012! J

Euch zuhause wünschen wir allen ein schönes neues Jahr 2012 mit vielen glücklichen Momenten!
Dänsch und Jesper

Sonntag, 15. Januar 2012

Südafrika - Kapstadt und die Winelands

Kapstadt und die Kaphalbinsel (ab Mo. 26.12.2011)

Nun sind wir also wieder zurück in unserem so liebgewonnen Afrika. Wir steigen aus dem Flieger und die 26°C warme Kapstadt-Luft die uns entgegenkommt, lässt uns anfangen zu entspannen und den Alltagssstress zu vergessen.
Etienne und Karen – bei denen unser DJ nun ein paar Monate geparkt und Pflege sowie Wartung erhalten hat – holen uns vom Flughafen ab. Wir freuen uns sehr die beiden wieder zu sehen und es gibt viel zu erzählen. Die Wiedersehensfreude mit unserem DJ in deren Garten, lässt unser Herz noch einmal höher schlagen. Alles da und repariert – echt klasse die beiden! Doch die nächsten zwei Tage wird unser DJ sich noch gedulden müssen mit uns weiter zu fahren, da wir mit Etienne und Karen unterwegs sind.

Bei unserem letzten Besuch hat uns Kapstadt unglaublich gut gefallen. Die ganze Kaphalbinsel ist faszinierend. Kapstadt wird aufgrund seiner herausragenden landschaftlichen Lage und seiner multikulturellen Zusammensetzung (nur 15%  der Bevölkerung Kapstadts sind „Schwarze“) oft mit San Franzisco verglichen. Vom Klima kann man Kapstadt als mediterran bezeichnen und das tut uns so gut!
Zweifelsohne ist Kapstadt die besuchenswerteste Stadt Südafrikas und das schönste Ende der Welt.

Nach einer kurzen Dusche geht’s dann auch gleich los: rein in Flip-Flops, kurze Hosen und T-Shirts  – auf nach Kapstadt zum Tafelberg. Beim letzten Mal hatten wir leider zu viel Wind und Wolken um den Table Mountain, doch heute schaut das Wetter viel versprechend aus. Natürlich ist Weihnachten und ganz viele andere Südafrikaner wollen ein Picknick hoch oben genießen – doch das stört uns gerade überhaupt nicht! Etienne läuft noch immer mit Krücken, daher nehmen wir solidarisch die Seilbahn.
Wir genießen den Blick vom Tafelberg (1.067 m hoch), der über der Stadt thront, auf malerische Buchten, die  Berge – oder wohl treffender „Hügel“ -  Devil’s Peak, Signal Hill und Lion’s Head, einer faszinierenden Vegetation (Kap-Fynbos genannt) und freuen uns auf die umliegenden Weinberge und Obstplantagen, die wir in den nächsten Tagen durchfahren werden.

Wir fahren mit Etienne und Karen zum Küstenort Bloubergstrand um zum Abendessen bei Sonnenuntergang einen ausgezeichneten Blick auf den Tafelberg zu haben. So trinken wir vier also Wein und essen Fisch und haben uns viel zu erzählen, bevor wir hundemüde von der langen Anreise ins Gästebett fallen.

Am ersten Morgen haben wir für Etienne und Karen eine kleine Überraschung. Wir haben aus München Weißwürste mit süßem Senf dabei und finden sogar einen Bäcker mit Brezeln. Nach unserem ausgiebigen Weißwurstfrühstück erkunden wir vier die nördlichen und südlichen Vororte von Kapstadt. Durch die reizenden Weinberglandschaft geht’s zum Melkbosstrand. Ein hübsches „Sommerfeeling-Örtchen“ mit Palmen, luxuriösen Villen und Salz liegt in der Luft. Man könnte fast meinen in Beverly Hills zu sein.

Nach einem Strandspaziergang geht’s weiter nach Noordhoek zum Monkey Valley Beach Nature Resort. Hübsche Ferienhäuser, zumeist aus Holz und strohgedeckt, auf einem weitläufigen Gelände am Chapman’s Peak mit Blick auf den 7 km langen Noordhoek Beach. Wir verbringen unsere Mittagspause bei einem eindrucksvollen Blick auf diese langen Strandabschnitte, die Strände sind fast wie leergefegt. Endlich wieder Sand und warme Luft auf unserer Haut! Das Wetter ist perfekt – nicht zu heiß und immer eine kräftige Brise Wind.

Am Abend organisieren Etienne & Karen bei sich im Haus einen Braai-Abend. Diese typisch südafrikanischen Grillabende sind legendär und jeder Südafrikaner schwört darauf. In jedem noch so kleinen Supermarkt kann man alles zum Grillen kaufen. Ein Südafrikaner ohne Braai wäre kein Südafrikaner. Hennie und Etienne`s Mama, die wir in Malawi schon kennengelernt haben, kommen auch noch dazu. Wir trinken Wein sowie unsere aus Dänemark mitgebrachten „Lakritzliköre“ und genießen die laue Nacht draußen auf der Terrasse! So startet unser Urlaub doch wirklich super schön. Jesper hat seine ersten Kudu-Würste bekommen und nun kann der Urlaub so weitergehen… ;-)

Am dritten Tag juckt es nun im Hintern und wir wollen unser Auto DJ satteln und unsere Reise fortsetzen. So packen wir unser Auto, füllen Wasser auf und wir verabschieden uns vorerst bei unseren gastfreundlichen Freunden (wir werden Sie aber in Durban nochmal treffen)
Nun sind wir wieder allein on the road, doch nicht lange! Auf unserer Wüstentour durch Namibia haben wir Nic kennengelernt. Wir haben uns mit ihm und seiner Frau Diana für heute an der Waterfront in Kapstadt zum Frühstücken verabredet. Jedoch gilt es erst einmal einen Parkplatz für unser hohes Auto zu finden. Alle Parkplätze sind nur für Fahrzeuge bis 2.20 m Höhe. Da kommen wir nirgend rein. Eins haben wir gleich wieder gelernt: in Afrika muss man geduldig sein! Nicht umsonst sagt man: „Gott gab den Europäern die Uhr, den Afrikanern die Zeit“! J

Es ist wirklich ein spaßiges und interessantes Wiedersehen mit Nic und seiner Familie. Wir verstehen uns super und nachdem wir erzählen, dass wir heute Mittag in die Winelands fahren wollen, schlagen die beiden uns vor, dass wir bei seiner Mama, die eine Apfelbaumplantage in den Weinbergen hat, übernachten sollen. Sie kommen heute Abend auch dazu und es wäre doch eh viel besser, da alle Campsites mega-überfüllt sind – schließlich ist grad Ferienzeit aller Südafrikaner. Gesagt getan – wir verabreden uns in seinem Elternhaus in Elgin.

Doch vorher erkunden wir noch ein wenig Kapstadt und die Weinberge. Wir spazieren an der Victoria & Alfred Waterfront entlang. Die ursprüngliche Hafenanlage Kapstadts ist heute ein quirliger Komplex mit unzähligen Restaurants, Cafés, Kinos und Geschäfte, sowie eine Flaniermeile an den Docks. Doch auch „experimentelle Theater“ und Jazz gehört genauso zu Kapstadts Waterfront. Etliche einheimische Jazzmusiker sitzen am Straßenrand und beweisen Ihre Kunst des Cape Jazz – eine heimische Variante der Jazzmusik mit stark afrikanischer Prägung. Wir bleiben unter einem Baum sitzen und lauschen der Musik, während wir das Treiben am Hafen beobachten und auf uns wirken lassen. So langsam kommen wir endlich auch mental in Afrika an.

Wir führen unsere Fahrt fort und kommen zum Malaienviertel – Bo-Kaap: Das Wohnviertel der Malaien gefällt uns außerordentlich gut. Minarette und pastellfarbende, farbenfrohe im kapholländischen und englischen Stil erbaute Häuser prägen das Bild der im 17 Jh. entstandenen Wohngegend! Die Malaien sind Nachkommen jener Sklaven, die aus Asien kamen. Sie verbindet der islamische Glaube und sie konnten bis heute ihre kulturelle Identität bewahren.
Unsere Fahrt Richtung Weinberge führt uns vorbei an etliche Townships – die sogenannten Slums der Schwarzen, notdürftig aus Müll, Plastik, Schrott und Holz erbaute Bretterbarraken  – die ebenso zu Kapstadt gehören.

Wir denken noch darüber nach, ob wir nochmal zum Kap der Guten Hoffnung wollen. Dort trifft der 20°C warme Agulhas-Strom mit dem 5°C kalten Benguela-Strom zusammen und die Klippen dort sind spektakulär. Doch da wir das Kap schon beim letzten Besuch gesehen haben, entscheiden uns lieber dieses mal den Weinbergen mehr zu widmen.


Kapstadt-Weinberge/ Kap-Winelands (Weinanbauzentren Stellenbosch – Vier-Pässe-Fahrt über Franschoek)

Wir nehmen die Vier-Pässe-Route (124 km) durch die Kap-Weinanbaugebiete, beginnend in Sommerset West. Vor der Kulisse blau-violetter Berge erstrecken sich Weinfelder, in denen idyllische Weingüter liegen. Unser erster Stopp ist ein Weingut eines Schulfreundes von unserer Reisebekanntschaft Rudi (der Bruder von Nic). Das Weingut Rozendal, westlich von Stellenbosch ist wunderschön restauriert. HIer kann man gute Party’s in stilvollem Ambiente feiern. Der Besitzer Diddy lädt uns, als er hört dass wir seinen Freund Rudi kennen, gleich auf seine Terrasse zur privaten Weinprobe ein und wir unterhalten uns angeregt. Wir lernen auch seine Frau kennen und fühlen uns nach 3 verschiedenen Weinen in der Sonne ganz schön beschwipst. Die Gastfreundlichkeit viele Südafrikaner beeindruckt uns.

Wir fahren weiter über Stellenbosch – die zweitälteste Stadt Südafrikas, sehen viele herrliche Häuser im kapholländischen Stil, gesäumt von alten Eichen und blauviolett blühenden Jacarandas und heimische Künstlermärkte. An Weingütern vorbei über den Helshoogte Pass (336 m) durch die tolle Landschaft entlang des Hottentots-Holland Nature Reserve landen wir im Weingut Boschendal zur nächsten offiziellen Weinprobe. Die Weingüter sind alle wirklich schön angelegt. Auch hier kaufen wir gleich eine Kiste Wein und fragen uns ob wir in Deutschland wohl jetzt noch Autofahren würden…

Kurzer Exkurs zum Weinanbau: Vor mehr als 300 Jahren begann der Weinanbau am Kap durch die Niederländisch-Ostindische Handelskompanie. Einen Qualitätsschub erhielt der südafrikanische Weinanbau durch Hugenotten-Familien aus Frankreich, die Zuflucht in den Tälern des Kaplandes suchten. Sie brachten Erfahrung im Weinanbau und differenzierte Kellereikentnisse (die den ersten holländischen Siedlern fehlte) aus Bordeaux, Burgund und der Provence mit. So konnte sich Südafrika zu einem der besten Weinanbaugebiete der Welt entwickeln
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Wir kommen am Ort Franschoek vorbei, der bekannt als Siedelplatz der Hugenotten ist und noch heute weisen viele Güter und Namensschilder auf französischer Herkunft hin. Wir fahren auf 701 m Höhe den Franschoek Pass, vorbei an einigen Seen zum Viljoen’s Pass (525 m) und kommen schließlich zum Dörfchen Elgin, wo Nic’s Mutter eine Apfelplantage hat. Es ist kurz vor Sonnenuntergang und das Gut zu finden ist nicht so einfach. Inmitten von Wäldern hat sie sich dort ein kleines Paradies aufgebaut. Ein riesiger Garten der wunderschön bepflanzt und dicht ist – fast wie ein Labyrinth führt sie uns am nächsten Morgen durch den Garten- ihr ganzer Stolz. Zudem züchten Sie noch etliche von bunten Papageien. An diesem Abend bekocht uns also Nic mit Kudu-Fleisch und seine Mama macht ein ausgezeichnetes Dessert: Brotpudding! Der Abend im Kreise dieser Familie ist wirklich sehr nett und wir unterhalten uns sehr angeregt über das Leben als Weißer oder Schwarzer in Südafrika, die Lebenshaltungsunterschiede, Sicherheit in afrikanischen Orten und finanzielle Unterschiede der einzelnen Klassen. Es ist immer wieder interessant Meinungen und Infos von Einheimischen zu erhalten. Wir sind wieder einmal als Gast in deren Haus zum Übernachten eingeladen, was wir nicht ausschlagen wollen. So warten wir immer noch freudig auf die erste Nacht in unserem Dachzelt.

Kap-Winelands und die Westküste Südafrikas

Nach einem kurzen Frühstück und Verabschiedung von Nic, seinem kleinen Sohn Billy, Tarina und Diana geht’s am frühen Morgen von Elgin aus über den letzten Pass der Vier-Pässe-Straße (Sir Lowry’s Pass) durch die Weinländer –  und kommen dann nach Gordon’s Bay an die wilde Küste zurück. In diesem Küstenort sind wir wieder stark beeindruckt, wie viele schöne Häuser und vor allem in welcher hervorragenden Lage die Einwohner hier an der Küste ihre Häuser haben. Wir gönnen uns eine Pause am Strand bevor wie die Küste entlang fahren.
Der Abschnitt zwischen Betty’s Bay, dem Badeorte Pringle Bay und Gordon’s Bay ist ein wunderschöner Drive, ähnlich wie der Chapman’s Peak Drive in Capetown. Immer wieder halten wir an der wilden Küste an, genießen die Ausblicke aufs Meer oder spazieren zwischen den Dünen zum Meer um ein paar Minuten in der Sonne zu sein! Länger können wir uns eh nicht draußen aufhalten, denn die gestrige Sonne bei der Weinprobe haben wir komplett unterschätzt. Wir haben uns tatsächlich bisl verbrutzelt. Auf dem Weg nach Botrivier kommen wir an einigen Weingüter vorbei. und uns muss keiner zweimal -  auf zur nächsten Weinpobe. Wir biegen beim wunderschönen Weingut Wildekrans ab, trinken uns durch deren Auswahl und dann bleiben wir noch beim Weingut Barton hängen. Natürlich kaufen wir hier auch wieder ein paar Flaschen Wein. J

Prost und bis bald
Dänsch und Jesper